Thriller-Autor John le Carré hätte sich diesen Stoff nicht besser ausdenken können: Mosab Hassan Yousef, ältester Sohn eines hochrangigen Palästinenser-Führers, läuft im Alter von 17 Jahren zu den Israelis über und verhindert als Spion bei der islamischen Widerstandsbewegung Hamas fortan viele Anschläge und Selbstmordattentate, weil er als Assistent seines Vaters in sämtliche Pläne eingeweiht ist. Zehn Jahre lang arbeitet er eng mit seinem Führungsoffizier Gonen Ben Itzhak zusammen; der Israeli hatte ihn für den Inlandsgeheimdienst Schin Bet angeworben hat. Als sich ihre Wege trennen, will Yousef in den USA ein neues Leben anfangen. Er konvertiert zum Christentum und schreibt ein Buch über seine Erlebnisse ("Sohn der Hamas: Mein Leben als Terrorist"). Trotzdem wollen die Amerikaner ihn in den Nahen Osten abschieben; es wäre sein sicherer Tod. Und so reist auch Itzhak nach Amerika, um öffentlich Zeugnis für den Mann abzugeben, der im Lauf der Jahre ein Freund geworden ist.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Wären die Ereignisse nicht authentisch, das Ende wäre ein typisch kitschiger Filmschluss. Aber offenbar entsprechen alle Fakten, die der gebürtige Israeli Nadav Schirman (Buch, Regie, Produktion) für seinen Film "The Green Prince" zusammengetragen hat, der Wahrheit. Mindestens so faszinierend wie die Geschichte ist der Stil. Schirman gelingt mit seinem maßgeblich unter deutscher Beteiligung entstandenen Dokumentar-Thriller das Kunststück, hundert Minuten lang zu fesseln, obwohl das Werk über weite Strecken aus Monologen der beiden Protagonisten besteht. Zur Bebilderung verwendet Schirman Nachrichtenbilder und Spielszenen, in denen einige der beschriebenen Vorfälle rekonstruiert werden. Oft sieht man auch bloß Menschen aus typischer Überwachungsperspektive. Trotzdem entwickelt "Der grüne Prinz" – der Titel entspricht Yousefs Deckname – eine enorme Spannung, zumal Schirman belegt, dass Freundschaft auch über hasserfüllte Abgründe hinweg möglich ist. Der Film ist mit diversen Dokumentarfilmpreisen und dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet worden.