Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm (r.), ist am Donnerstagabend (21.04.16) in Rom von Papst Franziskus (M.) empfangen worden. Links Kurienkardinal em. Walter Kasper, ehemaliger Praesident des Paepstli
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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm (r.), ist am Donnerstagabend (21.04.16) in Rom von Papst Franziskus (M.) empfangen worden. Links Kurienkardinal em. Walter Kasper, ehemaliger Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Papst und EKD-Chef Bedford-Strohm warnen vor Mauern in Europa
Die verzweifelte Lage der Flüchtlinge und das 500. Reformationsjubiläum waren Themen des Gesprächs von Papst Franziskus mit dem EKD-Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm. Das erste Treffen der beiden fand im vatikanischen Gästehaus Santa Marta statt.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist in Rom von Papst Franziskus empfangen worden. Bei dem Gespräch am Donnerstagabend stand die Flüchtlingskrise im Mittelpunkt. Er sei sich mit dem Papst einig, dass Europa sich nicht abschotten dürfe gegen Menschen in Not, sagte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach dem Treffen.

Es sei falsch, Mauern durch den Kontinent zu ziehen, sagte der EKD-Ratschef: "Wir wollen als Kirchen gemeinsam wirken, damit das Wort 'christlich' auch wirklich gelebt wird." Er habe dem Papst für dessen klare Worte gedankt, die er am Wochenende auf der Insel Lesbos zur Situation der Flüchtlinge gefunden habe.

"Große Herzlichkeit"

Die persönliche Begegnung des EKD-Ratsvorsitzenden mit dem Papst fand im Gästehaus Santa Marta statt, wo Franziskus wohnt. An dem Gespräch nahm auch der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper teil. Es war das erste Zusammentreffen der beiden Kirchenführer. Franziskus ist seit drei Jahren im Amt. Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm steht seit anderthalb Jahren an der Spitze der EKD. Das Treffen sei von "großer Herzlichkeit und spontaner Nähe" geprägt gewesen, schrieb der deutsche lutherische Theologe im Anschluss auf seiner Facebook-Seite.

In Brüssel rief die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, nach Gesprächen mit EU-Vertretern dazu auf, der "gemeinsamen Schutzverantwortung für Verfolgte" gerecht zu werden. Die EKD lasse sich dabei von der jüdisch-christlichen Tradition leiten, diese sei aber keine notwendige Voraussetzung für das Eintreten für Flüchtlinge. Mit Blick auf die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union sprach Schwaetzer von "fragwürdigen Verträgen", die nur "schwer erträglich" seien. Die EU hatte am 18. März 2016 einen umstrittenen Pakt mit der Türkei über die Rückführung von Flüchtlingen geschlossen, den Schwaetzer allerdings nicht direkt ansprach. Generell forderte sie in der Europäischen Union mehr Solidarität, insbesondere mit Griechenland und Italien.

Reformationsjubiläum Thema des Gesprächs

Bedford-Strohm sprach mit Papst Franziskus auch über das bevorstehende Reformationsjubiläum. Der Plan, das Jahr 2017 als Christusfest in ökumenischer Perspektive zu feiern, sei bei dem Oberhaupt der Katholiken auf Zustimmung gestoßen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Bedford-Strohm nannte es ein "starkes ökumenisches Zeichen", dass der Papst bereits am Reformationstag des laufenden Jahres im schwedischen Lund einen Versöhnungsgottesdienst mit dem Lutherischen Weltbund feiern werde.

Am 31. Oktober soll zur gleichen Zeit in Berlin offiziell das Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum eröffnet werden. "Wir werden von Berlin mit Freude nach Lund winken", sagte Bedford-Strohm. Derzeit gebe es aber keine Planungen für einen Deutschlandbesuch des Papstes 2017 rund um den 500. Jahrestag des Thesenanschlags durch den Reformator Martin Luther in Wittenberg.

Für März 2017 plant der EKD-Ratsvorsitzende in Hildesheim einen gemeinsamen Gottesdienst mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Dabei soll an die Wunden erinnert werden, die der Streit der Konfessionen geschlagen hat. "Es gibt 2017 viele Gelegenheiten, um zu zeigen, dass es nicht um konfessionelle Selbstprofilierung geht", sagte Bedford-Strohm.