Minister Müller dringt auf Fortschritte für Textilarbeiterinnen
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat drei Jahre nach dem Rana-Plaza-Unglück in Bangladesch eine positive Bilanz beim Bemühen um bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie gezogen.
21.04.2016
epd
Elvira Treffinger (epd-Gespräch)

Berlin (epd) "Rana Plaza hat uns eindrücklich vor Augen geführt, dass wir alle eine globale Verantwortung tragen", sagte Gerd Müller dem Evangelischen Pressedienst (epd). In den vergangenen drei Jahren seien in den Fabriken Bangladesch große und öffentlich überwachte Fortschritte erzielt worden. "Das wäre vor Rana Plaza undenkbar gewesen", betonte Müller. Dennoch sei noch nicht genug getan.

"Wir müssen vom Frei- zum Fairhandel kommen", sagte Müller. "Das ist mein Credo und dafür stehe ich und dränge auch entsprechend auf Fortschritte." Der Einsturz des maroden Fabrikhochhauses Rana Plaza am 24. April 2013 hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Mehr als 1.130 Menschen wurden getötet. In dem Gebäude waren auch Textilien für mehrere westliche Firmen hergestellt worden.

Appell an die Verbraucher

In seiner Bilanz hob Müller das von ihm 2014 gegründete deutsche Bündnis für nachhaltige Textilien hervor, in dem Firmen, Hilfsorganisationen, Regierung und Gewerkschaften kooperieren. Die Mitgliedsfirmen decken nach seinen Worten inzwischen 55 Prozent des Textileinzelhandels in Deutschland ab. Sechs Arbeitsgruppen würden im kommenden Oktober konkrete Ergebnisse präsentieren, sagte der Minister.

Müller betonte die bisherigen Schritte: "Wir haben mehr als 750 Fabriken bei der Verbesserung von Sozial- und Umweltstandards beraten, 100.000 Fabrikarbeiterinnen über ihre Rechte aufgeklärt", sagte er. Deutschland habe zudem das Gründen von Werksfeuerwehren und Unfallversicherungen, die Ausbildung von Arbeitsinspektoren und das Auffüllen des internationalen Rana-Plaza-Entschädigungsfonds auf 30 Millionen US-Dollar unterstützt.

Müller appellierte auch an die Verbraucher, sich für nachhaltige Kleidung zu entscheiden. Dafür seien Informationen nötig: "Am Ende werden diese Fragen beim Kleiderkauf genauso selbstverständlich sein, wie beim Einkauf im Supermarkt oder das Anlegen des Sicherheitsgurtes im Auto", sagte Müller. "Jedes Jahr am Rana-Plaza-Gedenktag werden wir alle die Frage beantworten müssen: Was habe ich ganz konkret dafür getan, dass Menschen für das Nähen meiner Kleidung menschenwürdig leben, ihre Familien ernähren und ihre Kinder in die Schule schicken können", fügte er hinzu.