Rom/Genf (epd) Das berichtete die Sprecherin des UN-Flüchtlingshochkommissariats für Südeuropa, Carlotta Sami, am Mittwoch in Rom unter Berufung auf Überlebende. Nach Angaben Samis und der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR in Genf sind die 41 Überlebenden des Schiffsunglücks inzwischen im griechischen Kalamata auf dem Peloponnes angekommen. Sollten sich die Berichte bestätigen, wäre dies eines der schlimmsten Unglücke mit Flüchtlingen auf dem Mittelmeer in den vergangenen zwölf Monaten.
Überladenes Schiff
Den Augenzeugenberichten zufolge soll ein großes Schiff mit Flüchtlingen an einer nicht bekannten Stelle zwischen Libyen und Italien gesunken sein. Bei den Überlebenden handelt es sich laut UNHCR um 37 Männer, drei Frauen und ein drei Jahre altes Kind. Die meisten von ihnen stammen den Angaben zufolge aus Somalia und Äthiopien. Sie seien von der libyschen Küste und nicht wie ursprünglich angenommen von Ägypten aus in Richtung Italien gestartet.
Die Überlebenden hätten berichtet, sie seien vergangene Woche auf einem 30 Meter langen Schlepper-Boot mit 100 bis 200 Menschen in der Nähe von Tobruk, Libyen, in Richtung Europa aufgebrochen. Nach mehreren Stunden Fahrt hätten die Schmuggler versucht, die Passagiere auf ein größeres, völlig überladenes Schiff mit Hunderten Passagieren zu verladen, so das UNHCR. Dabei sei das größere Boot gekentert und gesunken.
Zunächst widersprüchliche Berichte
Die Überlebenden seien später von einem Handelsschiff gerettet und nach Griechenland gebracht worden. Ein UNHCR-Team befragte dort die Überlebenden.
Medien hatten bereits am Montag von einer neuen Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer mit zahlreichen Toten und Vermissten berichtet. Rund 400 Migranten sollten demnach betroffen sein. Die Berichte widersprachen allerdings sich teilweise und blieben im Vagen. Das UNHCR und die Internationale Organisation für Migration hatten sie bislang nicht bestätigt.
In diesem Jahr rund 740 Menschen ertrunken
Die jüngste Katastrophe ereignete sich am Montag genau ein Jahr nach dem letzten großen Unglück. In der Nacht auf den 19. April vergangenen Jahres waren mutmaßlich bis zu 800 Menschen ertrunken, als ihr Boot auf dem Weg von Libyen nach Italien kenterte. Nur 28 Menschen wurden gerettet.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration starben von Anfang Januar bis zum 17. April 737 Menschen bei der gefährlichen Passage über das Mittelmeer. Knapp 179.000 Männer, Frauen und Kinder hätten die Küsten Europas erreicht, hieß es, fast 154.000 davon Griechenland.
Nachdem die Griechenland-Route geschlossen ist, stieg die Zahl der Flüchtlinge, die über Italien nach Europa gelangen, in den vergangenen Monaten wieder stark an. Die römische Regierung fürchtet für den Fall einer Schließung der Brenner-Grenze einen Flüchtlingsstau an der italienisch- österreichischen Grenze.