Islam-Buch: Passagen über Milli Görüs werden geschwärzt
Im neuesten Buch der Autorin Sineb El Masrar muss eine Passage geschwärzt werden, in der es um die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs geht.

München (epd) Wie der Verlag Herder am Mittwoch in München mitteilte, folgt er damit einer Einstweiligen Verfügung des Landgerichts München, die die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs erwirkt hatte.

Das Buch "Emanzipation im Islam - Eine Abrechnung mit ihren Feinden" war im Februar nach Angaben des Verlags mit einer Auflage von 6.000 Exemplaren veröffentlicht worden. Die bisher nicht verkauften Ausgaben würden derzeit zurückgerufen, am 28. April werde das Buch mit dem geschwärzten Textabschnitt wieder ausgeliefert, sagte ein Verlagssprecher.

Gemeinschaft distanziert sich von Antisemitismus

In der beanstandeten Passage geht es um das Verhältnis von Milli Görüs zur radikalislamischen Hamas. Die dort gemachte "Tatsachenbehauptung entspricht nicht der Wahrheit", sagte der Generalsekretär von Milli Görüs, Bekir Altas, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Milli Görüs unterstützt keine Terrororganisation und distanziert sich von jedem Antisemitismus", sagte Altas. Gerade in der Jugendarbeit gebe es im Verein Programme, die muslimische, jüdische und christliche Jugendliche zusammenbrächten.

Vor Gericht sei es nicht darum gegangen, gegen die religiösen Ansichten der Autorin El Masrar vorzugehen, sagte Altas. Andere religiöse Ansichten seien "immer willkommen", innerhalb von Milli Görüs werde darüber diskutiert.

Verfassungsschutz beobachtet

Milli Görüs geht auf den türkischen Politiker Necmettin Erbakan zurück. Der Verband wird seit langem von einigen deutschen Verfassungsschutzbehörden beobachtet, unter anderem wegen der Vorwürfe, die westliche Demokratie abzulehnen und eine antisemitische Grundeinstellung zu haben.

In ihrem Buch kritisiert El Masrar patriarchale Strukturen im Islam, ermutigt Muslimas zu einem selbstbestimmten Leben und fordert eine stärkere Auseinandersetzung mit den theologischen Quellen des Islams. Zudem übt sie heftige Kritik an einigen in Deutschland etablierten Islamverbänden und fordert sie auf, sich "mit ihren extremistischen Rändern" und "ihrer eigenen Rolle im Extremismus sowie ihren salafistischen Inhalten" auseinanderzusetzen.