Zeitschriften bauen digitale Reichweite aus
Die Zeitschriftenverleger profitieren weiter vom Digitalgeschäft und wollen ihre Budgets in diesem Bereich erhöhen. Kritisch werden hingegen Adblocker gesehen.

Berlin (epd) Die Zeitschriften in Deutschland haben ihre digitale Reichweite im vergangenen Jahr deutlich ausbauen können. Zum ersten Mal seien die Print- und Digitalreichweiten der 50 größten Publikumszeitschriften gleich groß, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Stephan Scherzer, am Mittwoch in Berlin. Insgesamt erreichten Zeitschriften über all ihre Kanäle, also Printausgaben, Webseiten und mobile Endgeräte, deutlich über 90 Prozent der deutschen Bevölkerung.

Geringerer Umsatz

Besonders stark seien die Zuwächse von Verlagswebseiten auf mobilen Endgeräten gewesen, sagte Scherzer. Innerhalb eines Jahres sei die Zahl der User von 17,2 auf 27,3 Millionen gestiegen. Der Trend-Umfrage des VDZ 2016 zufolge werden die Verlage ihre Budgets im Digitalgeschäft in den kommenden Jahren weiter anheben. 89 Prozent der Befragten gaben an, ihre Investitionen in mobile Angebote zu steigern. Jeweils knapp zwei Drittel wollten den Etat für Online- und Paid-Content-Angebote erhöhen. Die Mehrheit der Verlage (65 Prozent) will neue redaktionelle Digitalprodukte auf den Markt bringen.

Der Umfrage zufolge werden auch die Investitionen im Print-Geschäft steigen. 61 Prozent der Befragten wollten in ihrem Verlag neue periodische Titel auf den Markt bringen. Die überwiegende Mehrheit (91 Prozent) plane ein bis vier neue Titel, neun Prozent wollten mehr als vier neue Titel starten. Darüber hinaus gelten Print-Sonderausgaben bei den Verlagen als wichtiges Geschäftsmodell.

Im vergangenen Jahr setzte die Branche nach eigenen Angaben 14,7 Milliarden Euro (2014: 15,1 Milliarden Euro) um. Der niedrigere Wert im Vergleich zum Vorjahr sei die Folge von Rückgängen im Auslandsgeschäft, vor allem in Osteuropa und in Russland, sagte Scherzer. Wegen der Veränderungen im russischen Mediengesetz hätten große Häuser Hunderte Millionen Euro Umsatz verloren.

Sorgen wegen Adblockern

Sorgen bereiten der Branche die sogenannten Adblocker, die das Anzeigen von Werbung auf Webseiten verhinderten. 87 Prozent der vom VDZ befragten Verlage bewerteten diese Programme als "eine Gefährdung der wirtschaftlichen Basis des Qualitätsjournalismus". Scherzer sagte, Adblocker erschwerten es, journalistische Inhalte durch Werbung zu finanzieren. Es sei "unerträglich, dass diese Praxis nach einigen erstinstanzlichen Gerichtsentscheidungen zulässig sein soll". Scherzer forderte die Politik auf, hier regulierend einzuwirken.

Dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger gehören mehr als 450 Verlage mit mehr als 6.000 Zeitschriftentiteln an.