Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Erschwerend kommt hinzu, dass er gar nicht mehr lebt, und das kam so: Nach seinem Schlaganfall hat Tochter Zita (Brigitte Hobmeier) das Geschäft weitergeführt. Weil man für eine Metzgerei nun mal eine starken Mann braucht, hat sie auf dem Großmarkt kurzerhand Alpha (Tony Mpoudja) engagiert, einen Schwarzafrikaner aus dem Kongo, der in Bayern Asyl beantragt hat. Ein Schwarzer, der Weißwürste verkauft? Das geht gar nicht, findet Franz, als er wieder heimkommt, aber weil er halbseitig gelähmt ist, muss er sich notgedrungen an den Anblick gewöhnen. Alpha will den Annäherungsprozess beschleunigen und macht sich und Franz mit Hilfe eines Rituals zu Seelenverwandten. Die gute Tat hat allerdings Folgen, die Alpha nicht absehen konnte: Den Franz trifft ein zweiter Schlag (diesmal elektrischer Natur), der ihn das Leben kostet, doch jetzt weicht er Alpha als Geist nicht mehr von der Seite. Der unsichtbare Begleiter hat aber auch seine Vorteile, denn gemeinsam können sie Zita nun gegen ihren missratenen Bruder Anton (Simon Schwarz) beistehen: Der Hallodri hat das Testament verschwinden lassen, weil er darin nicht bedacht wurde, und macht seiner Schwester die Metzgerei streitig. Als Zita und Alpha aus dem Laden ein Geschäft für bayerische und afrikanische Spezialitäten machen und sich auch sonst näher kommen, nimmt Anton Rache und denunziert sie bei der Gewerbeaufsicht; nun droht Alpha die Ausweisung. Aber da ist ja noch Franz, und der bekommt endlich die Gelegenheit, einiges wieder gut zu machen.
Natürlich ist "Wer hat Angst vorm weißen Mann?" ein Film mit Botschaft, aber das Drehbuch (Dominique Lorenz) verpackt sie so gut, dass man sich nie missioniert fühlt; die Geschichte ist in erster Linie komisch. Dafür sorgt vor allem der Hauptdarsteller: Andreas Giebel darf nach Herzenslust fluchen, was auf bayerisch schon per se lustig klingt. Davon abgesehen verkörpert er den permanent miesepetrigen Grantler mit so viel Hingabe, dass man ihm mit großem Vergnügen zuschaut. Die weiteren Darsteller sind nicht minder sehenswert. Der Name des Regisseurs steht ohnehin für herausragende Unterhaltung, die immer auch anspruchsvoll ist. Die Komödien des Österreichers Wolfgang Murnberger basieren sonst zwar meist auf Drehbüchern von Uli Brée ("Die Spätzünder", "Die Abstauber"), aber auch dieser Geschichte verleiht er seine unverwechselbare Handschrift.