9.4., Einsfestival, 20.15 Uhr: "Mitten in Deutschland: Die Täter – Heute ist nicht alle Tage"
Der Film bildet den Auftakt einer Reihe, in der sich drei Regisseure mit den Morden des "Nationalsozialistischen Untergrunds" auseinandersetzen. Teil zwei (im Anschluss) gilt den Opfern, Teil drei (23.35 Uhr) den Ermittlern. Der erste Film erzählt jedoch nicht von den Taten, sondern von der Vorgeschichte. Die Handlung beginnt nach der "Wende", Helmut Kohl prophezeit blühende Landschaften, aber die Menschen in Jena schauen sich um und sehen nur Tristesse; viele sind mit der Suche nach Orientierung überfordert. Drei von ihnen stellt der Film vor. Zentrale Figur ist zunächst Beate, eine junge Frau aus Jena, die ziellos durch ihr perspektivloses Dasein treibt, bis sie dem etwas älteren Uwe begegnet. Anfangs wirkt er völlig harmlos, aber nach und nach kristallisiert sich seine rechtsextremistische Haltung heraus, die immer radikaler wird; Beate lässt sich von seinem Charisma willig mitreißen. Gemeinsam mit einem zweiten Uwe bilden sie schließlich ein verschworenes Trio, das den Umsturz plant. Ein erstes Zeichen wollen sie mit einem Anschlag auf die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald setzen. Aber die rechte Szene ist mit Spitzeln durchsetzt, der Plan fliegt auf, und das Trio verschwindet im Untergrund. Der Film endet mit dem ersten Mord, dem neun weitere folgen sollten.
9.4., Einsfestival, 22.00 Uhr: "Mitten in Deutschland: NSU – Die Opfer"
Der zweite Film der "NSU"-Trilogie, "Die Opfer", beginnt mit der ersten Tat. Dieser Beitrag zur Trilogie auch der bedrückendste. Das Drehbuch von Grimme-Preisträgerin Laila Stieler ("Die Polizistin") basiert auf den Erinnerungen von Semiya ?im?ek. Sie war 14, als ihr Vater Enver, ein türkischstämmiger Blumenhändler aus dem hessischen Ort Schlüchtern, im Herbst 2000 erschossen wurde. Enver ?im?ek war das erste Opfer der beiden heimtückischen Mörder, aber was seine Familie nach der Tat durchmachen musste, ist fast noch erschütternder: Die Polizei machte das Opfer zum Täter und suchte nach Hinweisen für Drogenschmuggel. Später wurde eine Schutzgelderpressung infrage gezogen. Dass der feige Mord einen ausländerfeindlichen Hintergrund haben könnte, ist offenbar nie in Erwägung gezogen worden. Semiya ?im?ek hat alle diese Erfahrungen in ihrem Buch "Schmerzliche Heimat" beschrieben. Züli Aladags Film erzählt ihre Geschichte, sie ist das emotionale Zentrum. Dieser Film ist vielleicht der wichtigste Teil der Trilogie, denn er gibt den Opfern endlich eine Stimme.
9.4., Einsfestival, 23.35 Uhr: "Mitten in Deutschland: NSU – Die Ermittler"
Mit dem dritten Teil der "NSU"-Trilogie schließt sich schließlich der Reigen: Nun geht es um die Perspektive der Ermittler. Der Film beginnt mit dem Tod der beiden mutmaßlichen Serienmörder im November 2011 und der Suche nach Beate Zschäpe. Erzählt wird die Handlung aus Sicht des Thüringer LKA-Zielfahnders Paul Winter (Florian Lukas), der dem Trio schon seit ihrem Verschwinden Ende der Neunziger auf der Spur ist. Der Film entspricht am ehesten dem üblichen TV-Krimimuster; die Handlung beginnt mit einem rasant geschnittenen Banküberfall. Ähnlich wie das erste Stück über die Täter ist auch das Ermittlerporträt eine Mischung aus Fakten und Fiktion; mit dem Unterschied, dass die vermuteten Vertuschungsversuche der Wahrheit recht nahe kommen dürften. Nicht nur deshalb macht der Film vor allem fassungslos.
10.4., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Aufgeben geht nicht"
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die Gemeinde Frickenhausen in Württemberg bekam vor elf Monaten 44 junge Afrikaner zugewiesen, weitere Flüchtlinge sollen kommen. Sofort krempelten viele Freiwillige die Ärmel auf: Suse organisierte mit anderen eine Kleiderkammer, Roland ein Möbellager, Eckart macht Deutschunterricht mit den Flüchtlingen, Antonie kümmert sich um Behördengänge.
Dies alles stemmten die Dorfbewohner aus dem Nichts. Susanne Bausch hat die drei Helfer fast ein halbes Jahr lang begleitet. Ihr dokumentiert nicht nur die ehrenamtliche Arbeit; das Trio hat auch Beziehungen zu ihren Schutzbefohlenen geknüpft. Und dann kamen die gefürchteten gelben Briefe: Die Abschiebung der Flüchtlinge nach Italien drohte und droht weiter. Der erste wurde geholt, mitten in der Nacht, mit zehn Polizisten, zwei Hunden, Handschellen. Einen gepackten Koffer durfte der junge Gambier nicht mitnehmen, auch erspartes Geld nicht. Die Ehrenamtlichen sind seitdem ratlos. Machen wir alles falsch? Brauchen die Migranten statt Deutsch- eher Italienisch-Unterricht? Sie haben die jungen Männer ins Herz geschlossen und verzweifeln an der Bürokratie, die nur nach Fluchtwegen fragt, die Fluchtursachen der jungen Männer gar nicht hören will und sie in die Obdachlosigkeit nach Italien schickt. Der Film zeigt, an welche Grenzen die Helfer immer wieder stoßen; und wie sie an den Herausforderungen wachsen. SWR Fernsehen wiederholt den Film am 13. April um 21 Uhr in einer um 15 Minuten längeren Version.
11.4., WDR, 22.10 Uhr: "Ich und mein Islam"
Vanessa ist 21 und wie fast alle jungen Menschen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Sie hat viele überzeugende Antworten auf ihre Fragen im Islam gefunden und möchte konvertieren. Viele ihrer Freundinnen sind ebenfalls Musliminnen. Aber sie lässt sich Zeit zu überlegen. Ihre Eltern sind vorsichtig im Umgang mit ihrer Tochter und versuchen, eine Auseinandersetzung zu vermeiden. Die Mutter hofft, dass es vorübergehen wird. Der Film zeigt, wie sehr die Debatte um den Islam längst in den privaten Bereich der Familien gezogen ist. Wenn Jugendliche sich dem Islam zuwenden, sind Eltern hellhörig. Droht da vielleicht Gefahr, könnten Töchter vielleicht sogar auf die Idee kommen, sich aufzumachen nach Syrien, verführt von IS-Kämpfern? Jenseits gängiger Muster beschreiben Tamara Milosevic und Tanja Häring in ihrer Dokumentation aus der Sicht von Vanessa vom Erwachsenwerden in einer unsicheren Welt.
12.4., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Raus aus der Tretmühle"
Laut einer Umfrage wünschen sich 40 Prozent aller Deutschen eine Auszeit vom Job. Aber nur wenige Arbeitnehmer trauen sich, ein "Sabbatical" zu beantragen. Dabei sind einige Unternehmen gar nicht mal abgeneigt, ihren Arbeitnehmern eine Auszeit zu genehmigen. Sie hoffen darauf, dass die Angestellten nach einer Pause motivierter zurückkehren werden. "37 Grad" stellt drei Protagonisten vor, die sich ihren Traum erfüllt haben: einmal im Leben die tägliche Tretmühle Arbeitsplatz verlassen, einmal etwas anderes erleben. Vor der Kamera erzählt zum Beispiel die Hamburger Angestellte Monique, 26, wie sie nach zehn Jahren in der gleichen Firma und im gleichen Bürojob das Gefühl hatte, dass ihr etwas fehlt. Sie lernte einen Abenteurer kennen und beschloss, mit ihm auf Weltreise zu gehen und dafür eine einjährige Auszeit vom Job zu nehmen. Dieter (50) aus Mannheim ist Lehrer an einer Berufsschule und ein begeisterter Segler. Mehr und mehr hatte er den Eindruck, dass er den Enthusiasmus und die Motivation für seinen Beruf verloren hat. Die Schule gestattete ihm ein ganzes Jahr Auszeit; nun will Dieter die Welt umsegeln. Auch für Sabrina (27) aus der Umgebung von Straubing war es höchste Zeit, eine Pause in ihrem Job als Krankenschwester auf der Intensivstation einzulegen. Der Druck am Arbeitsplatz wurde immer stärker: längere Schichten, unregelmäßige Arbeitszeiten, immer mehr Stress. Mit der zunehmenden Belastung wurde Sabrinas Angst größer, womöglich lebensgefährliche Fehler zu machen. Für sie gab es daher nur eins: die Flucht aus dem Hamsterrad und absolute Ruhe. Schließlich wagte sie den Sprung in die Auszeit: als Sennerin auf der Königsalm in Österreich. Marianne Schäfer-Trench hat das Trio beim Ausstieg begleitet und festgestellt, dass sich nicht alle Hoffnungen so ohne weiteres erfüllen lassen; und das nicht jeder aus seiner beruflichen Haut kann.
13.4., SWR, 20.15 Uhr: "Flüchtlinge - schaffen wir das wirklich?"
Viele Flüchtlinge in Schwäbisch Gmünd sind schon integriert, haben Arbeit und zahlen Steuern. Doch ihnen droht die Abschiebung. Seit Jahren setzt die Stadt auf schnelle Integration unabhängig vom Status der Flüchtlinge. Ausbildung, Arbeit und eine Wohnung für alle. War das am Ende alles umsonst? Drei von ihnen stellt der Film vor, aber der Traum von einer besseren Zukunft könnte für Amare aus Somalia, Kazim aus Afghanistan und Raymond aus Nigeria schnell zu Ende gehen. Mit dem Flüchtlingsstrom aus Bürgerkriegsländern wie Syrien sinken ihre Chancen auf eine Zukunft in Schwäbisch Gmünd. Sie fühlen sich wie Flüchtlinge zweiter Klasse. Dabei braucht die Stadt sie dringend als Arbeitskräfte. Und der Gmünder Oberbürgermeister tut fast alles, um die Probleme zu lösen. Wird er es wirklich schaffen - auch, wenn noch mehr Menschen zu ihm nach Deutschland kommen?
14.4., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Leihmutter, Eimutter und zwei Väter"
Die siebenjährige Greta hat zwei Väter und zwei Mütter: die beiden Deutschen Jens und Andreas, Leihmutter Susan und Eizellspenderin Rose aus den USA. Das schwule Paar Jens und Andreas aus Essen gehört zu den ersten Deutschen, die auf diesem Weg ein Kind bekamen und es aus den USA nach Deutschland brachten. Weil Leihmutterschaft und Eizellspende bei uns verboten sind, sind Jens und Andreas im Sommer 2013 wieder in die USA geflogen. Der Plan: ein Geschwisterkind für Greta. Die Eizellen werden wieder von Rose gespendet, denn beide Kinder sollen dieselbe biologische Mutter haben. Leiblicher Vater soll dieses Mal Andreas sein, weil Jens schon Gretas Vater ist. "Menschen hautnah" hat Jens und Andreas sieben Jahre lang von Gretas erstem Geburtstag bis zur Geburt ihres Bruders Henri begleitet. Dabei lernen die Zuschauer auch die Leihmutter und die Eizellspenderin kennen. Der Film gewährt Einblick in die Welt von Frauen, die für Geld anderen Menschen ihren Kinderwunsch erfüllen: Wie wird Leihmutter Susan damit fertig, ein Kind nach neun Monaten Schwangerschaft abzugeben? Und wie geht Eizellspenderin Rose damit um, dass sie die biologische Mutter von Kindern ist, die sie kaum kennt?