"Endstation Glück" erzählt nun eine ganz ähnliche Geschichte. Auch hier gibt es das eine oder andere Drama, aber die Fallhöhe ist deutlich geringer. Schon die Besetzung der beiden Hauptrollen mit Gudrun Landgrebe und Gundi Ellert ist ein deutliches Signal: Der Film wirkt wie ein Kompromissangebot für Zuschauerinnen, die sich einst an Reihen wie "Lilly Schönauer" oder "Utta Danella" erfreut haben. Dazu passt auch die Regisseurin: Karola Meeder hat fürs ZDF rund dreißig mal "Traumschiff", "Kreuzfahrt ins Glück" oder "Inga Lindström" inszeniert.
Tatsächlich ist die Komödie aber gar keine "richtige" Degeto-Produktion: Die Federführung des bereits 2014 gedrehten Films lag beim SWR; offenbar ist man übereingekommen, dass er am Freitag besser aufgehoben sei als am Mittwoch. Zwar verzichtet die im Südschwarzwald entstandene Komödie trotz der herbstlichen Drehzeit auf das für solche Filme gern typische Sonnenuntergangslicht, doch die Dramatik ist deutlich harmloser als in "Alleine war gestern". Die Bildgestaltung (Clemens Messow) ist trotzdem sehenswert, zumal es immer wieder reizvolle Wechselschnitte zwischen Aufnahmen alter Züge in schöner Landschaft und einer Modelleisenbahn gibt.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Das Thema Eisenbahn ist ohnehin ein zentrales Motiv von "Endstation Glück". Nicole Walter-Lingen war Stammschreiberin der früheren Degeto-Reihen, hat aber mit ihren Drehbüchern zu Filmen wie "Die Fischerin" oder "Jana traut sich nicht" (noch nicht ausgestrahlt) bewiesen, dass ihr die neue Philosophie auch liegt. Hier erzählt sie die Geschichte der beiden Schulfreundinnen Helene (Ellert) und Rosina (Landgrebe), deren Wege sich nach längerer Zeit wieder kreuzen, als beide vor einem neuen Daseinsabschnitt stehen: Helene, die ihr Leben ganz in den Dienst der Familie gestellt hat, will nach dem Tod ihres Mannes endlich an sich denken und die Weltreise machen, von der sie schon seit Jahrzehnten träumt; ihre unselbstständige Tochter Corinna (Julia Nachtmann), längst selbst Mutter, hängt immer noch an ihrem Rockzipfel. Schockiert muss Helene feststellen, dass der Gatte die gesamten Ersparnisse in einen stillgelegten Bahnhof investiert hat; hier wollte er gemeinsam mit dem pensionierten Lokführer Arthur (André Jung) ein Eisenbahnmuseum eröffnen. Helen erbt zwar den Bahnhof, aber Arthur hat Wohnrecht auf Lebenszeit. Rosina wiederum war in Amerika ein gefeierter Musical-Star, aber ihre Zeit ist vorbei. Außerdem macht ihr immer noch zu schaffen, dass der akademische Vater ihre Leidenschaft für Tanz und Gesang stets als "Tingeltangel" abgetan hat. Gemeinsam mit der ebenfalls alleinstehenden, ewig schlecht gelaunten und von Rosina daher als "Blaustrumpf" bezeichneten Luise (Barbara de Koy) ziehen die beiden Freundinnen in den Bahnhof und arrangieren sich dort mehr schlecht als recht mit dem eigenbrötlerischen Arthur, der zu allem Überfluss auch noch Hypochonder ist.
Plätschert ein bisschen spannungslos
Weil "Endstation Glück" auf echte Aufreger verzichtet, plätschert der Film ein bisschen spannungslos vor sich hin; auch die Binnendramaturgie der einzelnen Handlungsbögen steuert nicht gerade von einem Höhepunkt zum nächsten. Natürlich gibt es dennoch offenkundige und unterschwellige Konflikte. Luise schleppt eines Tages einen jungen Mann (Tillbert Strahl) an, der längst vergessene Gefühle in ihr wachruft, aber weil Rosina zu den Menschen gehört, die offenbar nichts anbrennen lässt, baggert sie ihn prompt an; Arthur macht sie ebenfalls schöne Augen, als Helene ihr Herz für den schrulligen Eisenbahnfreund entdeckt. Später stellt sich raus, dass Rosina auch mal was mit Helenes Mann hatte.
Es gibt also das eine oder andere Wortgefecht zwischen den WG-Mitgliedern, und gerade Helene und Luise, die sich noch nie leiden konnten, tauschen einige Bosheiten aus; aber wesentlich gehaltvoller sind die gemeinsamen Szenen der Tänzerin mit ihrem Vater (Gunnar Möller). Der alte Herr wird 85; Rosina ist in erster Linie wegen seines Geburtstags in ihre alte Heimat zurückgekehrt, aber bei ihrem ersten Besuch im Seniorenheim tut er so, als sei er dement und erkenne sie nicht. Bei der Geburtstagsfeier hält sie eine bewegende Rede, auf die ihr Vater überaus verletzend reagiert. Gerade in Szenen wie diesen zeigt sich, dass Buch und Regie ruhig mehr in die Tiefe hätten gehen können, zumal die drei Hauptdarstellerinnen gut zu ihren Rollen passen, jederzeit glaubwürdig agieren und auch als Ensemble gut funktionieren. Mehr als nur einen Seitenblick wert ist auch das Szenenbild: Die Zusammenstellung der offenkundig liebevoll ausgewählten Einzelstücke für das Museum hat Ausstatter Hermann Klein sicher großen Spaß gemacht; und die muntere Musik (Stefan Maria Schneider, Ivo Moring) verbreitet eine sympathische Gute-Laune-Atmosphäre.