Fernseh-Vorschau: "Die Pflegefalle" und "Gesichter der Armut"
Was lohnt sich im Fernsehen vom 26. März bis 1. April?
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 26. März bis 1. April?

26.3., Einsfestival, 20.15 Uhr: "Nur eine Handvoll Leben"

Die schlichte Inhaltsangabe kann der Traurigkeit, die dieser Film hervorruft, nicht mal ansatzweise gerecht werden: In der 22. Woche erfährt die schwangere Lehrerin Annette (Annette Frier), dass ihr Kind den schweren Gendefekt Trisomie 18 hat und die Geburt, wenn überhaupt, nicht lange überleben wird. Die Vernunft, ihr Mann und alle Ärzte raten zum Schwangerschaftsabbruch, doch sie bringt die Abtreibung nicht übers Herz. Natürlich ist "Nur eine Handvoll Leben" ein Melodram; die Geschichte verursacht von Anfang an einen dicken Kloß im Hals. Trotzdem gelingt Henriette Piper das Kunststück, ihrer unendlich traurigen Handlung schöne Seiten abzugewinnen, zumal Regisseurin Franziska Meletzky nie unnötig auf die Tränendrüse drückt. Stattdessen beobachtet der Film, wie die Betroffenen reagieren. Christian Erdmann spielt seinen Part als ruhenden Pol der Patchwork-Familie ganz ausgezeichnet und sehr sympathisch; erstaunlich, dass er nicht schon längst viel öfter Hauptrollen bekommen hat. Annette Frier wiederum hat gemeinsam mit Meletzky einen interessanten Weg gefunden, um zu vermitteln, was die Information mit der Mutter macht: Annette wird völlig aus der Bahn geworfen, versucht jedoch, gerade gegenüber den Kindern die Haltung zu bewahren. Dass sie ihrer Tochter nicht sagt, was mit dem Baby los ist, hat allerdings fatale Folgen: Julia (Aleen Jana Kötter) hadert ohnehin mit der familiären Konstellation der Familie, weshalb sie das Ultraschallfoto verbrennt. Prompt gibt sie sich später die Schuld am Gendefekt des todgeweihten Babys. Ohnehin schiebt sich mehr und mehr das Schicksal der Lebenden in den Vordergrund, weshalb der Film den Tränen zum Trotz eine positive Botschaft hat: weil das gemeinsam erlebte Schicksal die zusammengewürfelte Familie zu einer echten Gemeinschaft zusammenwachsen lässt.

30.3., ARD, 20.15 Uhr: "Mitten in Deutschland: Die Täter – Heute ist nicht alle Tage"

Der Film bildet den Auftakt einer Reihe, in der sich drei Regisseure mit den Morden des "Nationalsozialistischen Untergrunds" auseinandersetzen. Teil zwei gilt den Opfern, Teil drei den Ermittlern. Der erste Film erzählt jedoch nicht von den Taten, sondern von der Vorgeschichte. Die Handlung beginnt nach der "Wende", Helmut Kohl prophezeit blühende Landschaften, aber die Menschen in Jena schauen sich um und sehen nur Tristesse; viele sind mit der Suche nach Orientierung überfordert. Drei von ihnen stellt der Film vor. Zentrale Figur ist zunächst Beate, eine junge Frau aus Jena, die ziellos durch ihr perspektivloses Dasein treibt, bis sie dem etwas älteren Uwe begegnet. Anfangs wirkt er völlig harmlos, aber nach und nach kristallisiert sich seine rechtsextremistische Haltung heraus, die immer radikaler wird; Beate lässt sich von seinem Charisma willig mitreißen. Gemeinsam mit einem zweiten Uwe bilden sie schließlich ein verschworenes Trio, das den Umsturz plant. Ein erstes Zeichen wollen sie mit einem Anschlag auf die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald setzen. Aber die rechte Szene ist mit Spitzeln durchsetzt, der Plan fliegt auf, und das Trio verschwindet im Untergrund. Der Film endet mit dem ersten Mord, dem neun weitere folgen sollten.

30.3., ZDF, 22.45 Uhr: "ZDFzoom: Die Pflegefalle"

Immer mehr alte Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Von etwa 2,7 Millionen Pflegebedürftigen leben zwei Drittel zuhause. Die meisten werden von Angehörigen betreut. Der "größte Pflegedienst" der Nation ist günstig und spart dem Staat Milliarden. Doch um welchen Preis? Pflegende Angehörige erhalten nur eine geringe Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit. Auch dann, wenn sie für die Betreuung ihre Berufstätigkeit reduzieren oder ganz aufgeben. Dabei laufen sie Gefahr, selbst krank zu werden. Nach einer Studie der DAK haben 55 Prozent mit psychischen Problemen zu kämpfen: Depressionen, Schlafstörungen, Burnout. Viele haben keine Zeit mehr für Freundschaften und Hobbys, isolieren sich. Obwohl pflegende Angehörige der Pflegeversicherung und der öffentlichen Hand Milliardensummen sparen, wird ihnen wenig geholfen. "ZDFzoom" geht der Frage nach, was bei der Altenpflege schief läuft und ob bei der Betreuung am falschen Ende gespart wird. Zui Wort kommen Angehörige, Pflegeexperten, Sozialverbände und der Gesundheitsminister.

30.3., 3sat, 20.15 Uhr: "Reiches Bayern, arme Alte"

Bayern, das Muster-Bundesland: Aber trotzdem ist jeder fünfte Bayer ab 65 von Altersarmut bedroht, der Höchstwert für Deutschland. Wer ist betroffen? Wie geht die Gesellschaft damit um? Die Dokumentation zeigt die armen Alten im reichen Bayern und ihre Überlebenstechniken in ihrem mühsamen Alltag. Außerdem stellt sie ehrenamtliche Helfer vor, die kontinuierliche Unterstützung anbieten und in Notlagen schnell und unbürokratisch zur Stelle sind. So wie Lydia Staltner vom Münchner Verein Lichtblick Seniorenhilfe, eine Unternehmerin mit eigener Werbeagentur. Der Verein ist dort tätig, wo kaum jemand Armut vermuten würde: in den Seenlandschaften Oberbayerns, im schönen Garmisch, im reichen München. Auf dem Land ist es für die Armen besonders schwer: Viele schämen sich, arm zu sein.

30.3., 3sat, 21.00 Uhr: "Gesichter der Armut"

Sie nähen unsere Kleidung, gerben Leder für Schuhe und Taschen. Zwölf Stunden Arbeit, jeden Tag. Trotzdem sind die Menschen in den Lieferländern oft bitterarm. Wie kommt es zu dieser Armut? Dieser Frage geht Manfred Karremann am Beispiel von Bangladesch nach, wo viel von dem produziert wird, was wir täglich benutzen. Das Land ist nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt. Hauptgrund für die Armut: Die Waren werden dort unglaublich billig produziert. Etwa neun Cent pro Stunde gibt es für die gefährliche Arbeit in einer Gerberei. Etwas mehr bekommen die Näherinnen in den Textilfabriken. Gerade genug, um zu überleben. Denn darum geht es den Männern, Frauen und Kindern, die jede Arbeit machen, für jeden Lohn. Die Reportage zeigt die Lebensumstände der Menschen, die acht Flugstunden entfernt für uns arbeiten. Erwachsene, aber auch Kinder. Wir fragen nach den Ursachen, aber auch nach Lösungen. Denn schnell wird klar: Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt sieht anders aus.