Bonn (epd) Viele Jugendliche interessieren sich einer Studie zufolge zwar für Politik, politisches Engagement in einer Partei oder Gewerkschaft kommt für sie aber eher selten infrage. Deutlich offener seien junge Leute dagegen für zeitlich befristete und unkonventionelle Beteiligungsformen etwa im Internet, heißt es in der am Donnerstag in Bonn vorgestellten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts. Für die Studie befragte das Infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften den Angaben zufolge 2.075 junge Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren online.
Demnach sind nur 16 Prozent der befragten Jugendlichen im engeren Sinne politisch engagiert, interessieren sich also besonders für Politik und stellen ihr Engagement unter politische Vorzeichen. Insgesamt 42 Prozent seien im weiteren Sinne politisch aktiv, hieß es. Sie engagierten sich, bezeichneten sich aber selbst nicht unbedingt als politisch und hätten ein eher unkonventionelles Verständnis von Politik.
Fast alle würden wählen gehen
"Es besteht zwar generell politisches Interesse - die Bereitschaft, sich zu engagieren ist jedoch wesentlich seltener zu beobachten", erklärten die Studienautoren. So könnten sich zwar 45 Prozent der Befragten vorstellen, an einem politischen Projekt mitzuarbeiten, tatsächlich getan hätten dies aber nur 27 Prozent. "Aktivitäten mit unverbindlichem, flexiblem und individuellem Charakter - beispielsweise bei einer Unterschriftensammlung zu unterschreiben oder Videos und Fotos mit politischem Inhalt ins Netz zu stellen - werden eindeutig bevorzugt", hieß es.
So können sich 30 Prozent der Jugendlichen vorstellen, Mitglied in einer politischen Partei zu werden. Tatsächlich einer Partei beigetreten sind nur drei Prozent der Befragten. Die Übernahme eines politischen Amts können sich 29 Prozent vorstellen, die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft 38 Prozent. Dagegen kommt für 76 Prozent der Jugendlichen politisches Engagement in Form von kritischem Konsum infrage. 70 Prozent würden zu einer Demonstration gehen und 56 Prozent an einem Online-Protest teilnehmen. Zur Wahl würden fast alle Befragten (96 Prozent) gehen.
Mit steigendem Alter und höherem Bildungsabschluss wachse das politisch-gesellschaftliche Engagement, hieß es. Eine intensive Befragung von 20 besonders engagierten Studienteilnehmern habe zudem ergeben, dass vor allem Elternhaus und Schule Jugendliche zu politischem Engagement bewegen.