Berlin (epd) Studierende mit Migrationshintergrund erhalten einer Untersuchung zufolge überdurchschnittlich oft ein Deutschlandstipendium. Mehr als jeder vierte Stipendiat (28 Prozent) habe eine Einwanderungsgeschichte in der Familie, heißt in einem Bericht zu diesem Förderinstrument, den das Bundeskabinett am Mittwoch in Berlin beschloss. Der Anteil aller Studierenden mit Migrationshintergrund an deutschen Hochschulen betrage im Schnitt 23 Prozent.
300 Euro im Monat
Darüber hinaus werde das Stipendium ausgewogen vergeben, sagte Anja Durdel, Projektleiterin der Begleitforschung, zu dieser Fördermöglichkeit. Im Wesentlichen seien während des Untersuchungszeitraums von der Einführung im Jahr 2011 bis 2014 keine Unterschiede im Vergleich zur gesamten Studierendenschaft festgestellt worden, etwa was Geschlecht, Alter, Familienstand oder familiärer Bildungshintergrund aller Studenten in Deutschland betreffe. Einzig ausländische Studierende würden vergleichsweise weniger häufig gefördert, sagte Durdel.
Das Deutschlandstipendium wird unabhängig vom Bafög und der finanziellen Situation der Eltern vergeben. Nach dem Ende der Förderzeit muss es nicht zurückgezahlt werden. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sagte, bei der Vergabe der Stipendien berücksichtigten die Hochschulen nicht nur die Noten im Studium, "sondern auch soziales Engagement oder die Überwindung von biografischen Hürden im Lebenslauf".
Die Stipendiaten erhalten nach Ministeriumsangaben monatlich 300 Euro, wobei 150 Euro vom Bund kommen und die anderen 150 Euro anderweitig von den Hochschulen eingeworben werden müssen, etwa von Unternehmen, Vereinen, Nichtregierungsorganisationen oder Privatpersonen. Im Jahr 2014 erhielten laut Wanka mehr als 22.500 Studierende ein Deutschlandstipendium. Das entspreche 0,84 Prozent aller bundesweit eingeschriebenen Studenten. Die 13 Begabtenförderwerke, wie etwa die Konrad-Adenauer-Stiftung oder die Studienstiftung des Deutschen Volkes, unterstützten im Vergleich zusammen rund 26.000 Studierende, sagte die Ministerin.
Hochschulen stärker vernetzt
Im Jahr 2014, also vier Jahre nach Einführung des Stipendiums, beteiligten sich fast 90 Prozent der staatlichen Hochschulen daran, wie Wanka erklärte. Der Evaluation zufolge können die Universitäten sowohl in wirtschaftlich starken wie auch in strukturschwachen Regionen ausreichend private Mittel einwerben. Rund 6.700 Unternehmen, Stiftungen, Organisationen und Privatpersonen hätten sich im Jahr 2014 daran beteiligt, sagte Wanka. Das seien acht Mal mehr als zu Beginn.
Der Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Hartmut Ihne, sagte, vom Deutschlandstipendium profitierten nicht nur die Studenten. Aus seiner Erfahrung wisse er, dass sich seine Hochschule seit der Werbung um Fördergelder stärker mit Unternehmen, Organisationen und anderen Privatpersonen in der Region verzahne. Die Unternehmen wiederum erhofften sich, frühzeitig mit jungen Fachkräften in Kontakt zu kommen.