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TV-Tipp: "Kommissar Marthaler - Engel des Todes" (ZDF)
7.3., ZDF, 20.15: "Kommissar Marthaler - Engel des Todes"
Schon die bisherigen Marthaler-Filme zeichneten sich durch einen imposanten Handlungsreichtum aus, aber "Engel des Todes" steigert diese Komplexität noch mal. Für zusätzlichen Reiz sorgt die namhafte Besetzung zum Teil kleinster Nebenrollen, deren Bedeutung auf diese Weise natürlich stark betont wird. Das Herz auch dieses Films aber ist das Ensemble rund um Matthias Koeberlin als Frankfurter Kriminaloberkommissar Robert Marthaler. Weitere Hauptdarstellerin ist erneut die Stadt Frankfurt.

Fünf Filme hat Lancelot von Naso seit seinem bemerkenswerten Debüt "Waffenstillstand" (2009) bislang gedreht, alle fürs ZDF; vier waren Krimis mit Matthias Koeberlin als Frankfurter Kriminaloberkommissar Robert Marthaler (der fünfte war der Thriller "Mein Mann, ein Mörder"). Solange die Reihe ihr exzellentes Niveau hält, ist das auch völlig in Ordnung. Andererseits hat Matthias Altenburg unter seinem literarischen Pseudonym Jan Seghers nur fünf Marthaler-Romane geschrieben; womöglich ist das Ende also absehbar. Damit würde das ZDF allerdings seine neben "Nachtschicht" wohl beste Krimi-Institution verlieren.

"Engel des Todes" (nach dem Seghers-Roman "Die Akte Rosenherz") verknüpft eine inhaltlich und emotional äußerst komplexe Geschichte mit einer herausragenden Bildgestaltung. Diesmal ist Marthaler selbst betroffen: Bei einem clever eingefädelten Kunstraub wird seine schwangere Freundin Theresa (Ellenie Salvo González) schwer verletzt; die Ärzte werden wohl nicht beide, Mutter und Kind, retten können. Weil er als Chef der Mordkommission selbst involviert ist, darf er nicht die Ermittlungen leiten, aber selbstredend will er sich nicht raushalten. Prompt hagelt es schließlich Anzeigen, wobei Fahrerflucht und Amtsanmaßung noch die harmlosesten sind; außerdem steht er unter Mordverdacht. Er wird nicht nur suspendiert, sein Chef (Peter Lerchbaumer) erteilt ihm auch noch Hausverbot.

Diese Ebene allein wäre schon fesselnd, zumal sich erneut zeigt, wie gut die Wahl Matthias Koeberlins als Hauptdarsteller war: weil er die Achterbahnfahrt der Gefühle, die der Kommissar im Verlauf der knapp neunzig Minuten durchlebt, bis hin zum dramatischen und bedrückenden Finale höchst glaubwürdig vermittelt, ohne die Emotionen ständig vor sich herzutragen. Fast noch packender und als Geschichte enorm reizvoll ist der eigentliche Fall, den von Naso als perfekte Mischung aus Action-Szenen, Drama und Krimi verpackt. Der Film beginnt mit dem Überfall: Zwei Männer auf Motorrädern stoppen einen Transporter und erbeuten ein unbezahlbar wertvolles Engel-Gemälde von Paul Klee. Bis auf den Kunsthändler Slama (Stipe Erceg) werden alle Begleiter angeschossen oder ermordet. Schon das macht Slama verdächtig. Dass sich Marthaler auf ihn einschießt, hat allerdings andere Gründe: Der Mann war einst offenbar mit Theresa liiert. Es gibt ein aktuelles Foto, auf dem sich die beiden küssen; der Kommissar reagiert ganz unprofessionell eifersüchtig. Ein zwielichtiger Journalist (Andres Hoppe) bringt ihn dann jedoch auf eine ganz andere Spur: Die letzten Worte eines sterbenden Informanten enthalten das Wort "Rosenherz". Es bezieht sich auf den nie geklärten Mord an einer Prostituierten, bei der einst die gesamte Frankfurter Prominenz verkehrte. Marthaler findet raus, dass schon damals zwei Engel-Zeichnungen von Klee geraubt wurden. Die Fährte führt nicht nur zu einem der reichsten Männer Hessens, sondern auch ins Polizeipräsidium.

Schon die bisherigen Marthaler-Filme zeichneten sich durch einen imposanten Handlungsreichtum aus, aber "Engel des Todes" steigert diese Komplexität noch mal. Für zusätzlichen Reiz sorgt die namhafte Besetzung zum Teil kleinster Nebenrollen, deren Bedeutung auf diese Weise natürlich stark betont wird (unter anderem Michael Mendl als früherer Staatsanwalt und Rüdiger Vogler als einstiger Tatverdächtiger im Fall Rosenherz). Das Herz auch dieses Films aber ist das Ensemble rund um Koeberlin (Julia Jentsch, Jürgen Tonkel, Tim Seyfi, Claudio Caiolo). Es gibt zwar immer wieder Spannungen im Team, doch als es drauf ankommt, ignorieren die Kollegen die vom Chef auferlegte Kontaktsperre und setzen ein eindrucksvolles Zeichen der Solidarität.

Weitere Hauptdarstellerin ist erneut die Stadt Frankfurt, weshalb neben dem Drehbuch, das von Naso wieder gemeinsam mit Kai-Uwe Hasenheit geschrieben hat, vor allem die Arbeit von Kameramann Lars Liebold hervorzuheben ist. Der Film spielt größtenteils nachts; die Bilder lassen die bekannte Skyline der hessischen Metropole noch faszinierender wirken als tagsüber. Gerade Marthalers Begegnungen mit den diversen Nachtgestalten sind in ein raffiniertes Licht getaucht; ein weiterer Beleg dafür, wie durchdacht auch das visuelle Konzept dieses Film ist.