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Fernseh-Vorschau: Dokumentation über Hannah Arendt und "Frauenpower" und mehr
Was lohnt sich im Fernsehen vom 5. bis 11. März?
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 5. bis 11. März?

6.3., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Verschwiegene Taten“

Mindestens 231 Fälle von körperlicher Misshandlung, mindestens 62 Opfer sexuellen Missbrauchs: Das ist nur die Zwischenbilanz der Aufklärungsbemühungen von Anwalt Ulrich Weber bei den Regensburger Domspatzen. Und immer neue Betroffene melden sich. Sechs Jahre nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche steht die Aufklärung bei dem weltberühmten Knabenchor erst am Anfang. Opfer sprechen von einer jahrelangen Vertuschung vonseiten der Kirche. Seit inzwischen einem Jahr durchleuchtet Sonderermittler Weber die vergangenen fünf Jahrzehnte bei den Domspatzen: Gibt es wirklich bis zu 700 Betroffene? Was wusste der ehemalige Domkapellmeister Georg Ratzinger von den Taten, der Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI.? Warum wurde nicht früher gehandelt? Eckhart Querner und Christian Wölfel gehen mit ihrem Film diesen Fragen nach, skizzieren Opfergeschichten und zeigen als Beispiel der Aufarbeitung solcher Vorwürfe am Eliteinternat der Benediktiner in Ettal, wie mühsam zwar Aufklärung ist, wie sie aber doch gelingen kann.

7.3., 3sat, 22.25: "Millions Can Walk“

Zehntausende bewegen sich in einem über zehn Kilometer langen Protestzug auf die Hauptstadt Delhi zu. Stellvertretend für die 90 Millionen Ureinwohner Indiens fordern sie ein Leben in Würde. Diese so genannten ersten Menschen stehen in der Hierarchie ganz unten. Ohne Entschädigung aus ihren Stammesgebieten vertrieben und der Grundlagen ihres Lebens beraubt, fristen viele von ihnen ein menschenunwürdiges Dasein. Sie schlagen sich als landlose Bauern, als entwurzelte Waldvölker oder in den Slums der Großstädte durch. Ein Filmteam begleitete sieben Teilnehmer auf ihrem "Marsch der Gerechtigkeit“. Der Film erzählt von diesem imposanten Protestzug, dessen Idee auf Gandhis Philosophie des gewaltlosen Widerstands gründet, taucht aber auch in den harten Alltag der Menschen ein.

8.3., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad“

Es war ein Sturz ins Bodenlose. Ihr Scheitern war allumfassend, schmerzhaft und öffentlich: Jan Ullrich, Spitzensportler, und Paulus Neef, Ausnahmeunternehmer, haben alles verloren, wofür sie gekämpft haben. Anerkennung, Erfolg, Geld, ihre Glaubwürdigkeit. Wie lebt man damit? Ullrich, der Junge aus einfachen Verhältnissen, liebte es, mit dem zu glänzen, was ihm am allermeisten Spaß machte - Radfahren. Er genoss die Bewunderung seiner Fans, die Möglichkeiten, die sich ihm boten. Sein historischer Sieg bei der Tour de France 1997 machte ihn über Nacht zum Star. Zugleich stellte dieser sportliche Meilenstein einen Erfolg dar, an den er bis zu seinem unrühmlichen Karriereende immer wieder anzuknüpfen versuchte. Aber es gab auch viele Negativschlagzeilen: Verletzungen, Gewichtsprobleme, Trainingstiefs, Alkoholfahrten, Aufputschpillen, verpatzte Wettkämpfe. Auch Pixelpark-Gründer Paulus Neef konnte die Menschen begeistern und für seine unternehmerischen Pläne gewinnen. Doch emotional blieb er davon merkwürdig unberührt. Er fühlte sich wie im goldenen Käfig; Beziehungen scheiterten, seine Ehe ging in die Brüche. Heute sind beide der Meinung, sie seien für ihre Ziele zu weit gegangen. Ihre Karrieren endeten mit kapitalen Abstürzen: Ullrich wurde 2006 des Dopings beschuldigt und gesperrt, Neef wurde 2002 nach dem Börsencrash von Pixelpark und vermeintlicher Veruntreuung aus seiner eigenen Firma geworfen.

8.3., Arte, ab 20.15 Uhr: Themenabend "Frauenpower“

Anlässlich des Weltfrauentags zeigt Arte in drei Dokumentationen starke und inspirierende Frauen aus der ganzen Welt. Neben prominenten Persönlichkeiten haben Frauen das Wort, die leise und unermüdlich an der Basis kämpfen oder sich - wie in Kurdistan - beherzt der Terrormiliz IS in den Weg stellen. Den Auftakt bildet der Film "The Power of Woman“: Frauen, die den Kampf für ihre Rechte an der Basis in Indien oder Niger führen, erzählen ebenso aus ihrem Alltag wie prominente Persönlichkeiten wie Christine Lagarde, die chilenische Präsidentin Michele Bachelet oder die Femen-Aktivistin Inna Schewtschenko. Die Dokumentation zeigt die Lebenswirklichkeiten inspirierender Frauen rund um den Globus; Hillary Clinton, Margot Käßmann und Melinda Gates beteiligen sich an einer globalen Diskussion zur Gender-Gerechtigkeit. "Der Freiheitskampf der Kurdinnen“ (21.55 Uhr) ehrt die jungen Kämpferinnen, die sich im letzten mit Kalaschnikow und Flagge an der Seite der kurdischen Kämpfer den IS-Kräften entgegen gestellt haben. Der Mut dieser Kämpferinnen hat den Frauen in der Region neue Hoffnung gegeben. Bereits vor 40 Jahren haben Aktivistinnen in der Türkei die "Partei der Freien Frauen“. Sakine Cansiz, die Ikone der Bewegung, ist 2013 in Paris ermordet worden. Ab 22.55 Uhr stellt der Film "Kriegsfotografinnen“ Frauen vor, deren Kriegsfotos in den letzten hundert Jahren um die Welt gegangen sind.

9.3., ARD, 20.15 Uhr: "Aus der Haut“

Der Film erzählt die Geschichte des 17jährigen Schülers Milan (Merlin Rose), der seine Eltern seit geraumer Zeit auf Trab hält, weil er immer wieder Mist baut. Dabei ist Milan eigentlich ein unauffälliger junger Mann. Er hat eine Freundin, er macht Musik, er mag seine Eltern; aber eines Tages steigt er ins Auto seines Vaters und baut einen Unfall, mit 1,7 Promille im Blut. Susan und Gustav Schultz (Claudia Michelsen, Johann von Bülow) sind fassungslos, erst recht, als Gustav in seinem schrottreifen Wagen einen Abschiedsbrief findet. Was sie nicht wissen: Am Abend zuvor hat sich Milan dazu hinreißen lassen, seinen besten Freund zu küssen, und der hat ihm ziemlich unsanft klar gemacht, was er davon hält. Natürlich ist die erwachende Homosexualität des Jungen das treibende Motiv des Films, doch im Grunde handelt er von einem ganz gewöhnlichen Jugendlichen, der in einer Hinsicht anders ist als die anderen; und das gilt schließlich für praktisch alle Jungen und Mädchen in der Pubertät, die sich in den seltensten Fällen rundum wohl in ihrer Haut fühlen. Milan nimmt zwar die zentrale Rolle ein, doch seine Eltern sind mehr als bloß Nebenfiguren: Zwischen Susann und Gustav entwickelt sich eine veritable Ehekrise. Ein mutiger Film, der unter die Haut geht und schon deshalb aus dem Rahmen fällt, weil er sich im Gegensatz zu den seltenen sonstigen Fernsehfilmen zu diesem Thema traut, Homosexualität auch zu zeigen. 

9.3., Arte, 21.55 Uhr: "Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam“

In jüngster Zeit hat Hannah Arendts Werk eine neue Aktualität erhalten. Ihr Buch "Über die Revolution“ nimmt eine zentrale Bedeutung bei der politischen Debatte von Oppositionellen in den Ländern des Arabischen Frühlings ein; ihr Essay "Macht und Gewalt“ hilft bei der Betrachtung der Unrechtsregimes unserer Tage. Der Film zeichnet Arendts Weg als deutsche Jüdin nach, die sich dem Ungehorsam verpflichtet fühlte. Ihr politisches Denken blieb stets der Aktualität verbunden. Und so schlägt der Film immer wieder Brücken zu gegenwärtigen Entwicklungen und Brennpunkten nach Ägypten, in die Ukraine, nach Israel, Hongkong und Kanada. In der Begegnung mit jungen Menschen wird Hannah Arendts Denken nachgespürt. Die Dokumentation holt Hannah Arendt ins Heute und thematisiert ihre Relevanz für politisches Handeln unserer Tage.

10.3., 3sat, 20.15 Uhr: "Tod auf Rezept“

Antidepressiva und Beruhigungsmittel werden oft verordnet, obwohl sie fatale Nebenwirkungen haben können: Sie stehen im Verdacht, in manchen Fällen Suizidgedanken und Aggressionen auszulösen. Die Dokumentation "Tod auf Rezept“ fragt nach gefährlichen Nebenwirkungen und der Verantwortung der Pharmaindustrie. Unter anderem äußert sich der ehemalige Manager eines Pharmakonzerns dazu, wie Medikamentenhersteller versuchen, die Warnhinweise auf den Beipackzetteln ihrer Produkte zu unterdrücken. Im Anschluss (21.00 Uhr) diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen, darunter Dietrich Munz, seit April 2015 neuer Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, über "Deutschland im Therapienotstand“: Bis 2011 ist die Zahl der Hilfsbedürftigen um 50 Prozent gestiegen. Für einen Betroffenen vergehen im Schnitt drei Monate, bis ein erstes Gespräch mit einem niedergelassenen Therapeuten geführt werden kann. Viele Patienten müssen trotz akuter Belastung erheblich länger warten, manche sogar Jahre. Diese Wartezeiten können dazu führen, dass aus einer ersten depressiven Episode eine wiederkehrende und chronische Depression wird.