TV-Tipp: "Hotel Heidelberg: Kommen und Gehen" (ARD)
4.3., ARD, 20.15 Uhr: „Hotel Heidelberg: Kommen und Gehen“
Im zweiten Film der Reihe gelingt Autor Martin Rauhaus die Mischung aus Romanze und Familiendrama sogar noch besser als zum Auftakt: weil sich sein Drehbuch nicht mehr auf den ständig schwelenden Konflikt zwischen Hotelgründerin Hermine Kramer (Hannelore Hoger) und ihrer Tochter Annette (Ulrike C. Tscharre) konzentriert.

Die Familie spielte schon im ersten Teil eine große Rolle, rückt diesmal aber noch stärker in den Vordergrund: War sie bei „Kramer gegen Kramer“ im Bangen um die Zukunft des Hotels Heidelberg vereint, so gilt die Sorge nun dem Wohl von Günter Kramer (Rüdiger Vogler). Zunächst jedoch ahnt keins der Kinder, wie es um ihren Vater steht, zumal sich  Annette wieder mal über eine Eigenmächtigkeit ihrer Mutter ärgert: Hermine hat ihren alten Jugendfreund Frank (Walter Kreye) eingeladen. Der war einst Günters Kommilitone beim Philosophiestudium, gilt mittlerweile jedoch als Wunderheiler, was zur Folge hat, dass die Hotellobby nun zum Wartezimmer wird. Dabei hat Annette eigentlich allen Grund, auf Wolke sieben zu schweben, denn Ingolf (Christoph Maria Herbst), im ersten Film noch ihr Psychotherapeut, hat ihr einen Antrag gemacht. Aber Sohn Jeremy (David Nolden) hat sich in eine junge ukrainische Wundergeigerin (Babara Prakopenka) verliebt, will sein Abitur schmeißen und ihr nach Paris folgen. Und als dann jedoch in Gestalt des alternden Rockstars Dave Rivers (Reiner Schöne) ein weiterer Exliebhaber von Hermine im Hotel auftaucht, schwant Annette, warum ihre Mutter das Wiedersehen veranstaltet. Plötzlich sieht sie Ingolfs Antrag mit ganz anderen Augen, und das nicht nur, weil Heiraten für immer ist, wie ihr klar wird.

Rauhaus erzählt mit „Kommen und Gehen“ eine große Geschichte, deren Titel sich keineswegs nur auf die Menschen im Hotel bezieht. Dank gelegentlicher philosophischer Exkurse, immerhin ist Wittgenstein-Experte Günter einer der großen Denker des Landes, sind die Dialoge mitunter recht anspruchsvoll. Gleiches gilt für die Handlung, die auf hohem Niveau sowohl heiter als auch nachdenklich ist; erst recht, als sich rausstellt, warum Hermine ausgerechnet jetzt klären will, wer Annettes Vater ist. Gespielt ist das erneut vorzüglich, zumal sich die Gastdarsteller wunderbar ins Ensemble einfügen: Walter Kreye als personifizierte Empathie, Reiner Schöne als Sänger mit viel Blues in der Stimme. Hogers Rolle als Schreckschraube aus Teil eins übernimmt nun Maren Kroymann als Ingolfs Mutter, die noch mehr Haare auf den Zähnen hat als Hermine. Einige Nebendarsteller hätte Regisseur Michael Rowitz, der auch diesmal wieder die Vorzüge von Stadt und Landschaft zur Geltung bringt, etwas mehr bremsen müssen, aber deren übertriebener Eifer schmälert die Qualität des Films nur in Nuancen, auch wenn er in teilweise krassem Gegensatz zum Spiel von Ulrike C. Tscharre steht, die aus Annette schon allein wegen des kleinen Lächelns in den Mundwinkeln zu einer liebenswerten Person macht; und der bewegende Schluss schließlich ist ein Moment ganz großen Gefühls.