Mutmaßliche Prügel-Attacke auf Anruferin während "Domian"-Sendung
Nach einem mutmaßlichen Übergriff auf eine Anruferin während der Live-Talksendung "Domian" hat der Westdeutsche Rundfunk die Polizei alarmiert.

Köln (epd)Ein Psychologe habe den Eindruck gewonnen, dass die Situation ernst sei, sagte eine WDR-Sprecherin am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Frau am Telefon hatte dem Nachttalker Jürgen Domian zunächst berichtet, sie werde regelmäßig von ihrem Freund verprügelt. Dann wurde sie von einer männlichen Stimme mit den Worten "Mit wem redest Du? Was soll das?" unterbrochen, und es war ein klatschendes Geräusch zu hören.

Die "Domian-"Sendungen würden grundsätzlich von geschulten Psychologen begleitet, die Anrufer auch nach On-Air-Gesprächen gegebenenfalls weiter betreuten, sagte die WDR-Sprecherin. Das sei in der Nacht zum Dienstag auch bei der Frau, die ihren Namen mit Christina angab, geschehen. Nach zwei Anrufen bei den Betroffenen habe die Redaktion die Polizei eingeschaltet.

Zahlreiche Hörer meldeten sich

Die 23-jährige Anruferin hatte berichtet, sie werde von ihrem zwei Jahre älteren Freund häufig geschlagen. Sie sei deswegen schon mehrfach im Krankenhaus gewesen, unter anderem wegen einer gebrochenen Nase. Auslöser der Streitigkeiten sei, dass die muslimische Familie ihres Freundes sie als Christin nicht akzeptiere. Als sie mit dem heute eineinhalb Jahre alten Sohn schwanger gewesen sei, habe die Familie eine Abtreibung verlangt.

Jürgen Domian zeigte sich nach der Unterbrechung des Telefonats besorgt. Er kündigte an, die Redaktion werde sich umgehend um Christina kümmern. Später erklärte er in einem Interview in 1 Live, seines Wissens sei die Polizei noch in der Nacht aktiv geworden. Was dabei herausgekommen sei, sei nicht mitgeteilt worden.

Laut WDR meldeten sich zahlreiche Hörer per Mail oder Telefon und äußerten sich schockiert. In den sozialen Medien wurde auch über eine mögliche Inszenierung des Zwischenfalls spekuliert.

Ähnliche Vorfälle sehr selten

Die Sendersprecherin erklärte, in der Vergangenheit habe es bereits ähnliche Vorfälle gegeben, diese seien allerdings sehr selten gewesen. Konsequenzen für kommende Sendungen werde der Vorfall grundsätzlich nicht haben. Wenn die Redaktion den Eindruck habe, dass sich Anrufer durch die Teilnahme an der Sendung in schwierige Situationen bringen könnten, rate sie ihnen in der Regel davon ab, ihre Geschichte öffentlich zu erzählen. Es komme auch vor, dass Anrufer zu ihrem eigenen Schutz nicht auf Sendung genommen würden. "Aber vor solchen unvorhersehbaren Situationen wie gestern sind Domian und sein Team natürlich nie gefeit", betonte die Sprecherin.

Domian moderiert seit 1995 die werktägliche Radioshow, die auch live im WDR-Fernsehen übertragen wird. Ende 2016 beendet der 57-Jährige die Kultsendung.