Flüchtlinge in Köln werfen Sicherheitskräften sexuelle Übergriffe vor
Haben sich Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes einer Kölner Notunterkunft an Flüchtlingsfrauen vergangen? Diesen Vorwurf erheben die Autoren von anonymen Flugblättern. Die Kölner Polizei ermittelt, kann die Vorwürfe aber noch nicht konkretisieren.

Köln (epd)Flüchtlinge erheben schwere Vorwürfe gegen die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes einer Asylunterkunft in Köln. Auf anonymen Flugblättern, die bei einer Demonstration von Asylsuchenden am Mittwoch verteilt wurden, prangerten sie sexuelle Übergriffe auf Flüchtlingsfrauen durch Sicherheitskräfte an, wie die Polizei Köln am Donnerstag mitteilte. Allerdings hätten sich die Vorwürfe im Rahmen der Ermittlungen bislang nicht konkretisieren oder einzelnen Personen zuordnen lassen, sagte ein Sprecher dem epd.

Mehr als 50 Frauen befragt

Die Polizei Köln richtete den Angaben zufolge eine Ermittlungsgruppe ein. Bislang seien mehr als 50 Frauen befragt worden, von denen aber noch keine angegeben habe, Opfer von Übergriffen geworden zu sein, erklärte der Sprecher. Die Befragungen gestalteten sich schwierig, weil in vielen Fällen Dolmetscher eingesetzt werden müssten.

Die Bewohner einer Notaufnahmeeinrichtung in einer Turnhalle im Stadtteil Humboldt-Gremberg hatten den Angaben zufolge am Mittwoch mit einer Spontandemonstration gegen die Zustände in dem Flüchtlingsheim demonstriert. In zwei offenen Briefen, die dabei verteilt wurden, wurden nach Polizeiangaben im Namen von Bewohnerinnen unter anderem schwere Vorwürfe gegen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes erhoben. Nach einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" (Donnerstagsausgabe) wird den Wachleuten vorgeworfen, Frauen beim Duschen und Stillen ihrer Babys fotografiert und gefilmt zu haben. Zudem hätten Sicherheitskräfte den Frauen aufgelauert und sie zum Geschlechtsverkehr aufgefordert.

"Völlig haltlos"

Der "Stadt-Anzeiger" zitiert eine junge Syrerin mit den Worten, ein Wachmann habe ihr mit einem baldigen Rauswurf aus dem Heim gedroht, als sie sich ihm verweigert habe. Die Flüchtlinge kritisierten auch die hygienischen Zustände und die Betreuung in der Notunterkunft in einer Turnhalle. Der Projektmanager der Sicherheitsfirma Adler-Wache, Bernhard Deschamps, zeigte sich gegenüber der Zeitung entsetzt über die Vorwürfe. Zugleich betonte er: "Ich bin mir sicher, dass sie völlig haltlos sind."