Fernseh-Vorschau: "Wie der Krieg nach Europa kam" und "Zwei Syrer auf Winterreise"
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 20. bis 26. Februar?

21.2., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Dennis - und wie er die Welt sieht"

Gefühle zeigen und verstehen ist nicht immer einfach. Sich in unserer Welt "richtig" zu verhalten auch nicht. Was ist heutzutage schon normal? Was nicht? "Dennis und wie er die Welt sieht" erzählt aus der Perspektive eines Autisten Geschichten vom kleinen Glück, von Freundschaften, Beziehungen und Vertrauen, das im Laufe der Zeit wächst; und auch vom Erwachsenwerden. Autorin Linda Hofmeier hat Dennis über ein halbes Jahr lang Dennis begleitet und beobachtet: bei seiner Arbeit als Hausmeistergehilfe an einem Gymnasium, beim Cocktailtrinken und Fußballschauen mit seinen autistischen Freunden, bei seiner Oma, beim Schwimmen und beim Wetterbeobachten. Auf diese nimmt Dennis die Zuschauer mit in seine ganz eigene Welt. Die besteht vor allem aus seiner Wohngemeinschaft: Der junge Mann lebt gemeinsam mit einem Dutzend weiterer Autisten in einem Haus. Er ist der Sonnenschein der WG und auf den ersten Blick sehr offen. Im sozialen Umgang aber ist Dennis eingeschränkt, und so kommt es manchmal zu Missverständnissen.

22.2., 3sat, 22.25 Uhr: "Wie der Krieg nach Europa kam"

Innerhalb von fünf Jahren hat sich die geopolitische Lage im Mittleren und Nahen Osten massiv verändert; die Konflikte im arabischen Raum haben weitreichende Auswirkungen auch auf Europa. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg hat Europa eine solche Gewaltspirale und solche Flüchtlingsströme erlebt wie heute. Die Aussagen von rund zwanzig Migranten helfen, die Hintergründe dieser menschlichen Katastrophe besser zu verstehen. Ihre Geschichten erhellen die Gründe der Konflikte, die den Mittleren Osten in Blut tauchen. Sie legen Zeugnis ab von der Hölle, in die sich die Region gewandelt hat. Mit Archivausschnitten und Aussagen der Flüchtlinge wird nachvollziehbar, wie ein Teil der arabischen Welt ins Chaos stürzte. Die Aussagen dieser Menschen verdeutlichen, welchem alltäglichen Horror sie ausgesetzt waren, wenn sich der eigene Nachbar in einen tödlichen Feind verwandelt und blindwütige Anschläge jeden irgendwo und irgendwann treffen können.

22.2., 3sat, 23.15 Uhr: "Heimat-Verbunden - Durch Krieg und Flucht getrennt"

In ihrer Heimat Syrien müssen sie alles zurücklassen. In Österreich leben sie in der Hoffnung, ihre Familie eines Tages wieder in die Arme nehmen zu können.Bis dahin bleibt ihnen nur eine Internetleitung. Welche Ängste und Träume haben die zurückgebliebenen Syrer im libanesischen Exil und wie schaut es am anderen Ende der Internet-Leitung in Österreich aus? Jürgen Pettinger und Nicole Kampl haben eine zerrissene Familie begleitet, und zwar zeitgleich im Exil in Libanon und in Wien. Ihr Film erzählt vom Versuch einer Familienzusammenführung, von endlosen Behördenwegen, Hoffnungsschimmern und Hoffnungslosigkeit.

22.2., 3sat, 23.55 Uhr: "Die Schande von Lesbos"

Patrick Schellenberg und Marc Gieriet verbrachten für ihre Reportage die ersten Tage des neuen Jahres auf Lesbos und begleiteten Schweizer Helferinnen und Helfer. Alleine an der Küste der griechischen Insel Lesbos strandeten 2015 über eine halbe Million Flüchtlinge. Über 3.700 Menschen starben bei der gefährlichen Überfahrt. Und die Welt schaut zu, hilf- und tatenlos. Einige wenige handeln: Sie stehen im kalten Wasser bereit, wenn die Flüchtlingsboote ankommen. Sie verteilen warme Kleider und Lebensmittel. Der Film stellt zwei dieser Helfer vor: Menschen, die versuchen, den Flüchtlingen wenigstens ein bisschen Geborgenheit und Menschlichkeit zu vermitteln.

24.2., ARD, 20.15 Uhr: "Die Akte General"

Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer hat sich vor gut 50 Jahren große Verdienste erworben, weil er gegen erbitterte Widerstände aus den eigenen Reihen hochrangigen Nazigrößen nachstellte, die in der jungen Republik längst wieder an den Hebeln der Macht saßen. Nach zwei Kinoproduktionen folgt nun ein TV-Drama von Grimme-Preisträger Stephan Wagner, der im Unterschied zum ansonsten sehr ähnlichen Kinofilm "Der Staat gegen Fritz Bauer" deutlich mehr politischen Hintergrund ins Spiel bringt. Gespielt ist das Drama ohnehin vorzüglich. Ulrich Noethen versieht den unbeugsamen Streiter mit viel Härte nach innen wie nach außen, sodass die Sympathie für diesen Mann allein durch Empathie entsteht. Seinen jungen Mitarbeiter spielt David Kross, auch er mit seinem bubenhaften Gesicht eine interessante Wahl, weil sich der anfangs naive junge Jurist im Verlauf der Handlung zum Mitstreiter wandelt. Als Verbeugung vor einem aufrechten Demokraten und Patrioten ist "Die Akte General" ein ganz besonderer Fernsehfilm.

24.2., 3sat, 20.15 Uhr: "Unser Deutschland - zwei Syrer auf Winterreise"

Die zweiteilige Dokumentation begleitet zwei Flüchtlinge aus Syrien auf ihrer Reise durch dieses für sie neue und unbekannte Land. Tarek hat im vergangenen Sommer mit Anfang 30 seine Heimat Damaskus verlassen und ist über die sogenannte Balkanroute nach Deutschland geflohen. In Berlin angekommen, traf der ausgebildete Grafiker zufällig seinen Studienkollegen Fadi. Der Innenarchitekt ist ebenfalls seit Sommer 2015 in Berlin. Gemeinsam machen sich die beiden auf eine Reise durch das winterliche Deutschland, um das Land kennenzulernen, nach dem sie sich lange sehnten und das ihnen seit diesem Jahr Zuflucht gewährt und Sicherheit bietet. In Teil eins erkunden sie Süddeutschland. Sie schauen sich die Münchener Allianz Arena an, übernachten in Augsburg und besuchen die Oper in Stuttgart. Im zweiten Teil reisen sie entlang der West-Ost-Route. Sie erleben den Kontrast zwischen Kölschem Frohsinn und der angespannten Situation in Dresden. Thomas Lauterbach und Johanna Behre dokumentieren diese Reise in angespannten Zeiten. Während die Debatte über Obergrenzen und Kontingente den öffentlichen Diskurs in der Flüchtlingspolitik mehr und mehr bestimmt, wirkt der fremde Blick von Tarik und Fadi auf Deutschland intensiv, erfrischend und manchmal auch komisch.

25.2., WDR, 22.10 Uhr: "Menschen hautnah: Wenn ich sterbe, werde ich ein Adler"

Der achtjährige Keno leidet an einer unheilbaren Krankheit. Alles fing mit einem Schielen an, dann sanken die Leistungen des Jungen in der Schule. Keno wurde an den Augen operiert, aber sein Zustand verschlechterte sich weiter. Es folgten weitere Untersuchungen, und schließlich stellte sich heraus, dass er an Adrenoleukodystrophie leidet. Die extrem seltene Erbkrankheit führt dazu, dass Kinder nach und nach nicht mehr sehen, hören und sprechen können. Sie verlieren alle Sinne und Fähigkeiten, können sich immer weniger bewegen. Nach wenigen Jahren führt die Krankheit unweigerlich zum Tode. Der Film beschreibt, wie Keno und seine Mutter versuchen, mit dem Unausweichlichen umzugehen. Über fünf Jahre hat Jan Schmitt die beiden auf ihrem Weg begleitet. Das Ergebnis ist ein berührender Film über die Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Sohn, über Momente und Zeiten des Glücks trotz allen Unglücks, aber auch über Verzweiflung und Verlust.

25.2., WDR, 22.55 Uhr: "Überleben - Nach dem Verbrechen"

Angela Sommer und Carsten Linder stellen ihrem Film zwei Frauen vor, die lernen mussten, mit traumatischen Ereignissen klarzukommen. Karin hat vor einigen Jahren ihre sieben Jahre alte Tochter verloren. Das Mädchen ist missbraucht worden und dann in einem Bach ertrunken. Der Tod des Kindes hat eine Verletzung verursacht, die nie wieder heilen wird. Wie kann sie weiterleben nach diesem fürchterlichen Verlust? Doris dagegen hat ihr Trauma selbst verursacht: Sie war betrunken, es gab einen Unfall; sie entging dem Tod um Haaresbreite und lag lange im Koma. Viele Monate nach dem Unfall beschloss sie, sich endlich helfen zu lassen, und begann eine Therapie. Karin dagegen fällt es schwer, einem Therapeuten zu vertrauen; sie findet ihren eigenen Weg. Zwei sehr unterschiedliche Frauen, zwei sehr unterschiedliche Schicksale; und zweimal aber erstaunliche Zuversicht.

26.2., Arte, 21.45 Uhr: "Die Revolution der Selbstlosen"

Selbstbezogenheit, Materialismus und Geldgier beherrschen unsere moderne Gesellschaft. Und doch belegen Forschungsergebnisse immer wieder, dass es zur menschlichen Natur gehört, selbstlos zu sein und uneigennützig im Interesse von anderen zu handeln. Sylvie Gilman und Thierry de Lestrade haben Wissenschaftler bei ihren Forschungsarbeiten begleitet: Ausgangspunkt sind entwicklungspsychologische Studien, die bereits im Babyalter ansetzen und das Bild eines Menschen zeigen, der hochgradig kooperativ ist: Nach Studien der Universität Yale verfügen Babys bereits in den ersten Lebensmonaten über eine Art Gerechtigkeitssinn; sie zeigen spontan altruistische Verhaltensweisen. Angesichts der weltweiten Herausforderungen, die nach radikalen Veränderungen rufen, stellt sich die Frage, ob und wie diese positiven Charaktereigenschaften des Menschen gefördert werden können. Könnte man Selbstlosigkeit womöglich sogar üben? Unermüdlicher Botschafter dieser Überlegung ist der Molekularbiologe Matthieu Ricard. Der buddhistische Mönch studiert mit Hirnforschern die Wirkung von Meditation auf das Gehirn und konnte nachweisen, dass die individuelle Wandlung möglich ist. Meditationsübungen an Schulen in Problemvierteln zeigen bereits überraschende Erfolge im Sozialverhalten und im Kampf gegen Aggressionen.