"Welt" verteidigt Trennung von Politikredakteur Lachmann
Die Tageszeitung "Die Welt" hat die Trennung von ihrem Politikredakteur Günther Lachmann verteidigt.

Berlin (epd)Lachmann habe sich "auf eine sehr zweifelhafte Weise mit Politikern der AfD eingelassen", erklärte Chefredakteur Stefan Aust am Montag auf der Internetseite der "Welt". Der Journalist habe eingeräumt, der AfD-Führung Vorschläge für eine politische Strategie der Partei gemacht zu haben. Dies sei ein grober Verstoß gegen fundamentale journalistische Grundsätze.

Vorwürfe zunächst bestritten

"Ein Journalist, der sich als PR-Berater einer Partei andient, hat seine Unabhängigkeit verloren, seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt - und damit seinen Job", schrieb Aust. Die "Welt" hatte die Trennung von Lachmann am Samstag verkündet. Über weitere juristische Schritte werde der Verlag nach einer detaillierten Untersuchung der Vorgänge entscheiden, hieß es nun.

Der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der AfD, Marcus Pretzell, hatte die Affäre mit einem Facebook-Eintrag ins Rollen gebracht. Er schrieb am 26. Januar: "Herr Lachmann wollte zwar die AfD von Frauke Petry und Jörg Meuthen beraten, aber er wollte seinen Job als Journalist bei 'Die Welt' nicht aufgeben und dort weiter verantwortlich sein für die Berichterstattung über die AfD." Als Honorar habe der Journalist 4.000 Euro monatlich verlangt, die "über Umwege" bezahlt werden sollten. Die Parteiführung habe das Angebot abgelehnt. Seitdem enthalte jeder von Lachmanns Beiträgen über die AfD "herabwürdigende Bemerkungen" zur Parteivorsitzenden Petry.

Chefredakteur Aust teilte mit, Lachmann habe die Vorwürfe zunächst bestritten und eine eidesstattliche Erklärung vorgelegt. Daraufhin habe man Lachmann nahegelegt, gegen die Anschuldigungen vorzugehen. Dafür sei ihm auch juristischer Beistand zugesichert worden. Als Antwort auf eine Abmahnung habe Pretzell am Samstag Ablichtungen von E-Mails vorgelegt, in denen Lachmann der AfD-Führung unter anderem Vorschläge für eine politische Strategie gemacht habe. Für Honorarforderungen gebe es allerdings keine schriftlichen Belege.

Die "Welt" könne nichts anderes tun, als den Fall lückenlos aufzuklären und die Vorgänge offenzulegen. "Dazu gehört auch, Herrn Lachmanns Berichterstattung über die AfD nachträglich kritisch zu hinterfragen", erklärte Aust. Ein Vorgang dieser Art werde "weder geduldet noch vertuscht oder beschönigt". Lachmann selbst hatte sich in der vergangenen Woche auf Anfrage nicht zu dem Fall geäußert.