Erstes Verfahren wegen Silvester-Übergriffen steht bevor
In zwei Wochen startet der erste Prozess zu den Straftaten in der Kölner Silvesternacht. Den beiden Angeklagten wird Diebstahl vorgeworfen. Nach dem Karneval zog die Polizei eine überwiegend positive Abschlussbilanz.

Köln (epd)Nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht müssen sich in zwei Wochen zwei Tatverdächtige vor Gericht verantworten. Vor dem Amtsgericht Köln beginnt am 24. Februar das erste Verfahren wegen Diebstahls gegen zwei Männer aus Nordafrika, wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Unterdessen erhöhte sich die Zahl der Anzeigen wegen sexueller Übergriffe an den Karnevalstagen bei der Polizei Köln auf 66. Insgesamt zog Polizeipräsident Jürgen Mathies am Aschermittwoch eine überwiegend positive Bilanz des Karnevalseinsatzes.

In der Silvesternacht hatten Männergruppen am Kölner Hauptbahnhof zahlreiche Frauen sexuell bedrängt und bestohlen. Die Zahl der Strafanzeigen ist inzwischen auf 1.054 gestiegen, davon wurden 454 Anzeigen wegen sexueller Übergriffe erstattet. Bislang wurden 59 Beschuldigte ermittelt, 13 von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Lediglich fünf Beschuldigten werden nach Angaben von Oberstaatsanwalt Bremer sexuelle Übergriffe zur Last gelegt.

Von den 59 Beschuldigten stammen 49 aus den nordafrikanischen Staaten Algerien (25), Marokko (21) und Tunesien (3). Bei den anderen handelt es sich um drei Deutsche, zwei Syrer, zwei Iraker sowie jeweils einen Libyer, Iraner und Montenegriner. Einige seien illegal eingereist oder Asylbewerber.

Wohl keine Strafe für Großteil der Täter

Der Kölner Polizeipräsident Mathies bezweifelt, dass eine größere Zahl der Täter aus der Silvesternacht bestraft werden kann. Er wolle keine falschen Hoffnungen wecken, sagte Mathies der "Kölner Rundschau" (Donnerstagsausgabe). Die bislang 59 Beschuldigten seien im Verhältnis zu 1.054 Anzeigen eine "geringe Zahl".

Zugleich zeigte sich Mathies zufrieden mit dem Polizeieinsatz an Karneval. Die Polizei setzte deutlich mehr Beamte ein als in den Vorjahren. "Eine enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern, mehr Polizei in der Stadt, Videoüberwachung, die Ausleuchtung besonders frequentierter Bereiche in der Dunkelheit und ein frühes Einschreiten der Polizei haben Wirkung gezeigt, die sich positiv auf die heutige Bilanz auswirkt", erklärte Mathies.

In der "Kölner Rundschau" räumte er aber ein, dass sich am Sonntagnachmittag nach der Verlagerung von Einsatzkräften aus dem Umfeld des Doms kurzzeitig wieder eine "hochproblematische Klientel" auf der Domtreppe versammelt habe. Die Polizei sei entschieden aufgetreten und habe damit mögliche Straftaten verhindert. Auch nach Karneval will der Polizeipräsident an dem seit Silvester verstärkten Präsenzkonzept festhalten. Die Erfahrungen aus dem Karnevalseinsatz sollten zudem in die Planungen für künftige Großveranstaltungen einfließen, erklärte Mathies.

Sieben Prozent weniger Anzeigen als im Vorjahr

Beim Polizeipräsidium Köln, das für die Städte Köln und Leverkusen zuständig ist, gingen von Weiberfastnacht am vergangenen Donnerstag bis Mittwochmorgen insgesamt 2.631 Strafanzeigen ein. Das waren rund sieben Prozent weniger als im Vorjahr, wie die Polizei mitteilte. Die Anzeigen stehen aber nicht alle im Zusammenhang mit Karneval, darunter sind etwa auch Einbrüche und Autodiebstähle. Bis Dienstagmorgen hatte die Polizei in einer Zwischenbilanz 673 Strafanzeigen im Zusammenhang mit Karneval registriert.

Bis Mittwoch wurden 66 Sexualstraftaten angezeigt, im Vorjahr waren es laut Polizei 18. Ein möglicher Erklärungsansatz für den Anstieg "dürfte unter anderem ein verändertes Anzeigeverhalten von Opfern und Zeugen sein", erklärte die Polizei. Zuvor hatte sie mehrfach appelliert, alle sexuellen Übergriffe zur Anzeige zu bringen.