Von Freikirchen über Landeskirchen bis hin zu landeskirchlichen Gemeinschaften werden alle vorgestellt, die sich in irgendeiner Form auf die Reformation beziehen. Das Buch richtet sich an Menschen, die sich fragen, wo eigentlich der Unterschied von evangelischer und katholischer Kirche liegt bis hin zu evangelischen Christen, die wissen wollen, was andere evangelische Christen so denken.
Der aus dem Bergischen Land stammende Autor ist viel in der Welt herumgekommen: Über die USA führte ihn sein Weg unter anderem nach Ungarn und Taiwan bis in seine Wahlheimat Slowenien. Neben der Theologie widmete er sich außerdem einer Tischlerlehre und arbeitet als Trainer für interkulturelle Kommunikation.
Seine eigene Position im evangelischen Spektrum verschweigt Kranjc, wohl auch, um nicht schon von vornherein das eine oder andere Lager gegen sich aufzubringen. Hier und da lässt sich jedoch eine Tendenz erahnen, zum Beispiel, wenn es um den Streit geht, ob Säuglinge getauft werden dürfen oder nicht. Seine Darstellung der unterschiedlichen Argumente lässt vermuten, dass Kranjc' Herz eher für die Erwachsenentaufe schlägt und damit für die Praxis vieler Freikirchen.
Der Wert des Buches besteht im praktischen Nutzen
Solche deutlichen Tendenzen sind jedoch selten. Im Großen und Ganzen ist die Darstellung ausgewogen. Die Toleranz der evangelischen Christen untereinander ist Kranjc sehr wichtig, das betont er schon in der Einleitung. Auch Nicht-Evangelische bittet er immer wieder auf charmante Art und Weise, die Eigenheiten der jeweiligen Kirchen zu verstehen und hinzunehmen.
Das Buch beginnt mit einem breiten Abschnitt über die Geschichte der Reformation und die Zeit danach. Ausführlich beschreibt Kranjc, wie die unterschiedlichen evangelischen Strömungen entstanden sind. Dabei geht es dem Autor vor allem darum, zu zeigen, was die Reformatoren und wichtigen Akteure der evangelischen Kirchengeschichte antrieb. Mit geschichtswissenschaftlichen Debatten hält sich Kranjc dabei nicht auf. So gehört für ihn zum Beispiel der Wittenberger Thesenanschlag selbstverständlich zur Geschichte der Reformation, was unter Historikern durchaus umstritten ist.
Dem Teil über die Geschichte folgen Abschnitte über evangelisches Leben, evangelischen Glauben und über die unterschiedlichen Kirchen und Gemeinschaften. Häufig liest man Sätze, wie: "Das kann man nicht auf einen Nenner bringen." Diese Sätze weisen auf die Schwierigkeit des Unterfangens hin, dem sich der Autor gegenüber sieht: An den wenigsten Stellen lässt sich der evangelische Glaube vereinheitlichen, und es finden sich kaum Merkmale, die auf jede evangelische Gemeinde zutreffen. Kranjc versucht sich zu behelfen, in dem er dem Leser Anhaltspunkte zur Verfügung stellt. Dies macht die Darstellung aber nicht weniger lesenswert.
Der große Wert dieses Buches besteht in seinem praktischen Nutzen. Kranjc hilft seinen Lesern in verständlicher und humorvoller Sprache, sich einen Überblick über die evangelische Landschaft zu verschaffen. Ebenso vermittelt er ihnen, was sie in welcher Kirche oder Glaubensgemeinschaft zu erwarten haben und wie unterschiedlich Taufe, Abendmahl und Gottesdienste gehalten werden. Es ist eine gute Orientierungshilfe für Menschen, die im kirchlichen Umfeld arbeiten, mit unterschiedlichen evangelischen Christen zu tun haben, oder sich einfach nur für die bunte Welt des Glaubens interessieren, der während und nach der Reformation entstanden ist.