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Bericht: «Pegida» auf Facebook so stark wie SPD und CDU zusammen
Pauschale Negativurteile über Flüchtlinge und Muslime
Auf Facebook Kopf an Kopf: Einem Bericht zufolge hat die islamfeindliche Bewegung «Pegida» im Netzwerk so viele Abonnenten wie CDU und SPD zusammen. Allerdings sage die Zahl nichts darüber aus, wie aktiv die Anhänger sind, hieß es.

München (epd)Laut "Süddeutscher Zeitung" (Donnerstagsausgabe) folgen "Pegida" fast 200.000 Menschen. Die CDU habe 100.000 Facebook-Nutzer, die SPD gut 90.000. Dem Bericht zufolge legte die Bewegung am 28. Dezember 2014 eine Fanseite auf Facebook an. Die "Süddeutsche Zeitung" wertete eine Stichprobe der Beiträge aus, um das Weltbild der "Pegida"-Anhänger zu analysieren.

Angeheizt würden die Diskussionen dabei von den "Pegida"-Verantwortlichen selbst, die die Beiträge veröffentlichten. Neben Videos von Demonstrationen fänden sich Berichte zu angeblichen Übergriffen von Flüchtlingen und Rücktrittsforderungen an Politiker. Unter den Postings könnten die Anhänger kommentieren. Laut "Süddeutscher Zeitung" sind einige Facebook-Freunde von "Pegida" "überaus aktiv". Es gebe 300 Facebook-Nutzer, die mindestens 100 Kommentare veröffentlicht hätten.

Zur Auswertung des Weltbildes der "Pegida"-Anhänger zog die Zeitung per Zufallsauswahl eine Stichprobe von 1.000 Kommentaren aus dem gesamten Untersuchungszeitraum und legte sie zwei Sprachwissenschaftlern zur Analyse vor. Diese kamen laut Bericht zu dem Ergebnis, "dass die rassistische Hetze von "Pegida" oft nicht klar als solche erkennbar ist."

Neutrale Sprache als Gefahr

Stattdessen pflegten die Anhänger ihre Rolle als besorgte Bürger und nutzten mehrheitlich eine neutrale Sprache. "Genau darin liegt die Gefahr", zitiert die Zeitung Anatol Stefanowitsch, einen der Sprachwissenschaftler. "Wer sich lediglich ein Bild von 'Pegida' machen will, denkt sich: Ist doch gar nicht so schlimm."

Desweiteren seien die Aussagen über Flüchtlinge, Migranten und Muslime durchgängig ablehnend. Die Wortwahl sei verallgemeinernd. Alle drei Begriffe würden synonym verwendet werden. Flüchtlinge würden so zu einem Feindbild: Sie hätten keinen Grund, nach Deutschland zu fliehen, strebten aber eine Invasion an. "Aus der Analyse ergibt sich so das Weltbild von Pegida: Eine Islamisierung Deutschlands oder Europas sei bereits im Gange oder stehe unmittelbar bevor", schreibt die Zeitung.

Über 4.000 Kommentare täglich

Schon einem Monat nachdem die Seite auf Facebook gestartet wurde, habe die "Pegida"-Seite ihren Höhepunkt erreicht, nämlich Ende Januar 2015. So habe es damals mehr als 76.000 Kommentare von mehr als 25.000 Nutzern gegeben. Manchmal hätten mehr als 4.000 Kommentare täglich die Seite erreicht. Zusätzlich wurden Postings fast 84.000 Mal geteilt. Dabei wurden "Pegida"-Beiträge auch Nutzern angezeigt, die der "Pegida"-Seite nicht folgten.

Allerdings sage die Zahl wenig darüber aus, wie aktiv die Abonnenten seien. Wer einmal auf den "Gefällt mir"- Button gedrückt habe und diesen nicht bewusst revidiere, zähle als Anhänger. Auch sei es kaum möglich, Aussagen über das individuelle Profil der Unterstützer von "Pegida" bei Facebook zu machen. Viele kommentierten nicht mit echten Namen und versteckten sich hinter symbolhaften Profilfotos.

Nachdem von Ende Januar bis Mai 2015 die Seite an Interesse verloren hatte, habe "Pegida" mit dem Thema Flüchtlinge wieder Aufwind bekommen und erreichte laut "Süddeutscher Zeitung" den vorläufigen Höhepunkt im September. "Damit lässt sich eine These bestätigen, die schon öfter zu lesen war: Die Flüchtlingskrise hat Pegida gerettet", resümiert die Zeitung.