Experten halten Zika-Angst in Deutschland für unbegründet
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Neugeborene mit Missbildungen in Brasilien
Laut Wissenschaftlern ist das Risiko für eine Infektion mit dem Zika-Virus in Deutschland äußerst gering. Daran ändert auch der jüngste Fall einer Übertragung durch einen Sexualkontakt in den USA nichts.

Frankfurt a.M., Rio de Janeiro (epd)Experten sehen im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Zika-Virus keinen Anlass für Panikreaktionen in Deutschland. Die Gefahr, sich hierzulande mit diesem Erreger anzustecken, sei verschwindend gering, sagte der Chefarzt der Tropenmedizin der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg, August Stich, der "Mainpost" (Mittwochsausgabe). Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin erklärte, es sei zwar nicht völlig auszuschließen, dass das Virus auch von Mücken in Deutschland übertragen werden könne. Wirklich wahrscheinlich sei das aber nicht, sagte Pressesprecherin Susanne Glasmacher. In Brasilien wächst unterdessen die Sorge vor einer Zunahme von Schädelfehlbildungen bei Säuglingen.

Sehr punktuell trete die asiatische Tigermücke in Süddeutschland auf, sagte RKI-Sprecherin Glasmacher dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch. Ob sie das Virus übertragen könne, sei noch nicht bekannt. Falls sie tatsächlich biologisch in der Lage sein sollte, das Virus zu übertragen, müssten aber verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein, bevor es zu einer Infektion kommen könne: Die Mücke müsste das Virus zunächst von einem infizierten Reiserückkehrer aufnehmen und dann eine weitere Person stechen. In sehr warmen Sommermonaten wären einzelne Übertragungen in Deutschland dann theoretisch denkbar.

Übertragungskette unterbrochen

Regine Heilbronn, Professorin am Institut für Virologie der Berliner Charité, betonte, Mücken stürben im Winter in Deutschland, damit sei die Übertragungskette unterbrochen. Die asiatische Tigermücke, die sehr vereinzelt in Deutschland auftrete, stehe unter intensiver Beobachtung, "ob sie in der Lage wäre - und ich sage das bewusst im Konjunktiv", das Virus zu übertragen. Bisher gebe es dafür keine Nachweise.

Auf den Fall einer Zika-Infektion durch einen Sexualkontakt in den USA reagierte das RKI gelassen. Dieser Übertragungsweg sei bereits bekannt gewesen, sagte Glasmacher. Auch Heilbronn erklärte, der Fall in den USA ändere nichts an der Einschätzung der Lage für Deutschland. Der Hauptübertragungsweg sei die Infektion durch Mücken, Sexualkontakte hätten vermutlich keinen nennenswerten Einfluss auf die Verbreitung des Erregers.

Zwar könne ein Infizierter, der sich nicht krank fühlt und keine Symptome zeigt, das Virus bei Sexualkontakten übertragen. Doch bestehe "absolut kein Grund zur Panik", betonte Heilbronn. Denn ein Risiko könne hierzulande allenfalls dann auftreten, wenn ein Rückkehrer aus einem Epidemiegebiet zu Hause eine schwangere Frau habe. "Zur Epidemie trägt das nicht bei", sagte die Professorin.

Virus bleibt nur fünf Tage im Körper

Tropenmediziner Stich erklärte, momentan kämen viele Menschen in die Klinik, die teils vor Monaten in Südamerika waren und sich nun testen lassen wollten. Dazu gebe es keinen Grund, denn das Virus sei nur etwa fünf Tage im Blut. Ohnehin laufe die Erkrankung vergleichsweise harmlos ab. Gefährlich sei es eigentlich nur für Ungeborene.

In Brasilien stieg die Zahl der bestätigten Fälle der seltenen Krankheit Mikrozephalie laut einem Bericht des Gesundheitsministeriums vom Dienstag auf 404. Allerdings sei nur in 17 Fällen ein Zusammenhang mit dem Zika-Virus nachgewiesen worden, hieß es. 3.670 weitere Fälle werden demnach noch untersucht. Das Virus steht im Verdacht, bei einer Infizierung schwangerer Frauen Missbildungen bei Neugeborenen auszulösen.