Hildesheim, Berlin (epd)Neben dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, forderte am Donnerstag auch der Rörigs Amt angegliederte Betroffenenrat vollständige Aufklärung von unabhängiger Seite.
Kindesmissbrauch in dreistelliger Zahl
"Wir bedauern die Entscheidung der Berliner Staatsanwaltschaft, weder gegen den Serienmissbrauchstäter Peter R. noch gegen die Verantwortlichen des Bistums Hildesheim Ermittlungen einzuleiten beziehungsweise wiederaufzunehmen", heißt es der Stellungnahme des Betroffenenrates. Es sei unverständlich, dass es keine Ermittlungen gebe gegen einen Mann, dem Kindesmissbrauch in dreistelliger Zahl vorgeworfen werde, obwohl es Hinweise auf weitere Taten gebe. Dem Rat gehören 15 Mitgliedern an, die sexualisierte Gewalt in unterschiedlicher Form erlebt haben und zu diesem Thema arbeiten.
Der WDR hatte am Mittwoch über einen neuen mutmaßlichen Missbrauchsfall berichtet. Eine 39-jährige Frau hatte sich nach Angaben des Senders gemeldet und von sexuellen Übergriffen durch den katholischen Priester Peter R. in ihrer Jugend berichtet. Es handele sich um die Mutter einer heute 20-jährigen Frau, die im vergangenen Jahr selbst sexuelle Übergriffe durch den pensionierten Pfarrer öffentlich gemacht hatte, die sie als Elfjährige erlebt habe. Peter R. gilt als zudem einer der Haupttäter im Missbrauchsskandal am Berliner Gymnasium Canisius-Kolleg, der im Januar 2010 bekannt wurde.
Rörig hatte am Mittwoch die Sorge geäußert, dass es im Bistum Hildesheim möglicherweise weitere noch unaufgeklärte Missbrauchsfälle geben könnte. Auch er forderte, dass die Verantwortlichen eine "angesehene unabhängige Persönlichkeit mit der Aufarbeitung beauftragen, die in diesem Bereich schon Erfahrung gesammelt hat und kompetent ist". Als Vorbild verwiesen Rörig und der Betroffenenrat auf das Bistum Regensburg, das zur Aufklärung der Fälle rund um den Knabenchor der "Domspatzen" einen Rechtsanwalt eingeschaltet habe.