TV-Tipp: "Nachtschicht: Der letzte Job" (ZDF)
1.2., ZDF, 20.15 Uhr: "Nachtschicht: Der letzte Job"
Der Titel klingt nach Abschied, und wenn man sieht, wie ausgebrannt und desillusioniert sich Kriminalpsychologin Lisa Brenner durch diesen Fall schleppt, ahnt man auch, warum der Film "Der letzte Job" heißt.

Ihre Feststellung, irgendwann erlebe man "einen Mord zuviel", scheint den Rückzug zu besiegeln. Die Frage ist nur noch: Steigt sie ganz aus oder nimmt sie die in Aussicht stehende Beförderung als Leiterin des Zeugenschutzprogramms beim LKA an?

Es ist vor allem diese resignierte Stimmung, die den Reiz dieses Films ausmacht. Lars Becker hat mit "Nachtschicht" (seit 2003) eine der interessantesten Krimireihen im deutschen Fernsehen geschaffen. Aus dem Rahmen fällt diese Geschichte vor allem wegen der Exponiertheit ihrer Hauptfigur: Während das Team vom Hamburger KDD sonst stets als Ensemble funktioniert, steht diesmal Lisa Brenner im Mittelpunkt; Barbara Auer, die 2005 Katharina Böhm ablöste, spielt die Kriminalrätin bereits zum zehnten Mal. Dass die Psychologin zum Epizentrum der Handlung wird, hängt vor allem mit den Vorwürfen zusammen, die sie sich macht: Brenner gibt sich die Schuld am Tod einer Syrerin (Pegah Ferydoni).

In den Händen von Schleppern...

Ähnlich wie 2012 in der Folge "Reise in den Tod" erzählt Becker (Buch und Regie) auch diesmal von Flüchtlingen, die in die Hand skrupelloser Schleuser geraten. Für den Drahtzieher (Adnan Maral) ist der Menschenhandel ein lukratives Geschäft, denn der Mann betreibt eine besonders perfide Form der Eheanbahnung: Er vermittelt Flüchtlingsfrauen aus Syrien an heiratswillige Männer in Deutschland. Die Sache fliegt auf, als zwei Schlepper in eine Polizeikontrolle geraten und den Polizisten (Thomas Kügel) kurzerhand abknallen; Florian Lukas und Robert Palfrader verkörpern die beiden Männer, die fehlenden Horizont durch Großspurigkeit ersetzen, mit sichtbarer Freude an diesen miesen Figuren. Brenner findet in einer zum Auffanglager umfunktionierten Turnhalle zwar die Flüchtlinge, die den Mord mitangesehen haben, aber die einzige der Frauen, die deutsch spricht, will nicht aussagen. Kurz darauf ist sie ebenfalls tot, im gleichen Loch verscharrt wie der Mann, der sie gekauft hat.

Becker bettet die Geschichte in eine Rahmenhandlung: Lisa Brenner muss sich einer internen Ermittlung stellen; der Vorwurf lautet Selbstjustiz. Die vernehmenden Kollegen (Rainer Bock, Cornelius Obonya) gehen ihren Bericht durch, der wiederum durch entsprechende Rückblenden illustriert wird. Allerdings muss Auer die Aktionen auch als Erzählerin kommentieren, was in den meisten Filmen nur selten wirklich überzeugend ist; erst recht nicht, wenn dabei überwiegend Allgemeinplätze entstehen ("Als Polizist hast du nie Feierabend"). Abgesehen davon werden die Gründe für die frustrierte Haltung der Polizistin auch so deutlich. Der Film krankt ohnehin daran, dass die Figuren zu oft Dinge erklären müssen, die sich bereits aus der Handlung erschlossen haben. Umso angenehmer ist die Beiläufigkeit, mit der Becker erwähnt, dass einer der beiden Vernehmer Brenners großes Interesse daran hat, die Karriere der Kollegin zu beenden.

Die Figuren und ihre Darsteller sind allerdings sehenswert, allen voran wie stets Armin Rohde als Brenners sonst oft zwielichtiger Kollege Erichsen, der hier zu ihrem Beschützer wird. Einen größeren Part spielt diesmal auch Özgür Karadeniz als scheinbar hartgesottener Chef der Abteilung. Maja Maranow verkörpert in einer ihrer letzten Rollen eine leitende Mitarbeiterin der Ausländerbehörde, die ausgerechnet mit einem der Schleuser verheiratet ist. Aber weil das Bessere stets des Guten Feind ist, muss sich jede neue "Nachtschicht"-Episode an der Qualität ihrer Vorläufer messen lassen; deshalb ist "Der letzte Job" zwar sehenswert, aber innerhalb der Reihe nicht herausragend. Am Mittwoch zeigt das ZDF mit dem Krimidrama "Meine fremde Frau" einen weiteren Film von Lars Becker.