Rom (epd)"Ich hoffe auf den Frieden", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche nach dem 40-minütigen Treffen. "Bitte beten Sie für mich", bat Irans Regierungschef den Papst zum Abschied. Das Treffen unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen gilt als Höhepunkt der Europareise des Präsidenten der Islamischen Republik Iran, in deren Mittelpunkt nach dem Ende der Sanktionen Wirtschaftskontakte stehen.
Bedeutung des interreligiösen Dialogs
Im Mittelpunkt der Gespräche Ruhanis mit Franziskus, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem vatikanischen "Außenminister" Paul Gallagher stand das jüngste Atomabkommen mit dem Iran und dessen Umsetzung, wie der Vatikan mitteilte. Überdies sei die wichtige Rolle des Landes bei der Suche nach politischen Lösungen für die Konflikte in der Nahost-Region insbesondere bei der Bekämpfung des Terrorismus und des Waffenhandels erörtert worden. Beide Seiten betonten in diesem Zusammenhang die Bedeutung des interreligiösen Dialogs und die Verantwortung der Religionen für Frieden und Versöhnung.
Neben gemeinsamen geistlichen Werten war den Angaben zufolge der "gute Zustand der Beziehungen" zwischen dem Iran und dem Heiligen Stuhl Thema von Ruhanis Gesprächen im Vatikan. Zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Iran bestehen seit 1953 diplomatische Beziehungen. Mit Bezug auf die Einschränkung der Menschenrechte im Iran erinnerten Ruhanis Gesprächspartner überdies an die Förderung der Menschenwürde und der Religionsfreiheit durch die katholische Kirche.
Kritik aus der Jüdischen Gemeinde
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International warfen dem Iran anlässlich des Treffens Ruhanis mit dem Papst Heuchelei bei den Menschenrechten vor. So drohe im Iran zahlreiche Verurteilten die Hinrichtung wegen Straftaten, die sie als Minderjährige begangen hätten, kritisierte Amnesty in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Es handle sich um mindestens 49 Personen, von denen zahlreiche bereits seit Jahren auf die Vollstreckung der Todesurteile warteten. Zwar habe es 2013 erste Reformen im Jugendstrafrecht gegeben, schreibt die Menschenrechtsorganisation. Doch halte das Land an Gesetzen fest, wonach schon neunjährige Mädchen und 15-jährige Jungen zum Tode verurteilt werden könnten. Mitte 2015 hatte Amnesty berichtet, der Iran habe im ersten Halbjahr fast 700 Menschen hinrichten lassen.
Vor dem Besuch im Vatikan sagte Ruhani, der Koran fordere Muslime zum Schutz von Kirchen und Synagogen auf. "Das bedeutet Toleranz", unterstrich der Präsident. Kritik an dem Besuch Ruhanis gab es aus der Jüdischen Gemeinde. Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni hatte mit Hinweis auf den Internationalen Holocaust-Gedenktag an diesem Mittwoch davor gewarnt, Holocaust-Leugner zu würdigen.
Ruhanis Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad hatte die Judenvernichtung mehrfach in Zweifel gezogen. Papst Johannes Paul II. hatte 1999 den iranischen Präsidenten Mohammad Chatami in Audienz empfangen.