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Menschen suchen in Frankfurt am Main im Müll nach verwertbaren Dingen.
Die oberen zehn Prozent besitzen mehr als die Hälfte
Die Ungleichverteilung der Privatvermögen in Deutschland nimmt weiter zu.

Berlin (epd)Aus Daten des Bundesarbeitsministeriums geht hervor, dass die oberen zehn Prozent der Haushalte inzwischen 51,9 Prozent des Nettovermögens auf sich vereinen, während die untere Hälfte nur noch über ein Prozent der Privatvermögen verfügt. 1998 lagen die Werte noch bei 45,1 und 2,9 Prozent. Die Daten, über die am Montag die "Passauer Neue Presse" berichtete, sind der jüngsten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) von 2013 entnommen und auf der Internetseite des Bundesarbeitsministeriums nachzulesen.

Besteuerung von Erbschaften

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte eine höhere Besteuerung von Erbschaften und Kapitaleinkünften. DGB-Chef Reiner Hoffmann sagte, es sei Unfug, dass Menschen für ihrer Hände Arbeit mit bis zu 42 Prozent des Einkommens besteuert würden, während auf Kapitalerträge pauschal lediglich 25 Prozent Steuern entfielen. Hoffmann forderte zudem eine angemessene Besteuerung großer Erbschaften. Sie müsse unverzüglich beschlossen werden. "Das ist keine Steuererhöhungsorgie", sagte er, sondern diene der Steuergerechtigkeit. "Es wäre schon viel gewonnen, wenn wir ein Erbschaftssteuergesetz bekämen."

Die Erbschaftsteuer-Reform der Koalition stockt seit Herbst 2015, weil sich Union und SPD sowie der Bund und die Länder bisher nicht darüber verständigen können, in welchem Ausmaß Firmenerben besteuert werden sollen. Das Bundesverfassungsgericht hat der Bundesregierung für die Reform eine Frist bis Mitte dieses Jahres gesetzt.

Auf der Basis der EVS-Daten sowie weiterer Erhebungen bereitet die Bundesregierung gegenwärtig den 5. Armuts- und Reichtumsbericht vor. Er soll in diesem Jahr fertiggestellt und 2016 veröffentlicht werden. Die EVS-Daten werden alle fünf Jahre erhoben und zeigen, dass die Ungleichverteilung bis 2008 stark gestiegen und seitdem wieder etwas zurückgegangen ist - jedoch nicht auf das Niveau von 1998.

Warnung vor sozialen Spannungen

Die EVS-Daten, die bereits seit Mai 2015 öffentlich zugänglich seien, ließen allein noch keine Rückschlüsse über eine wachsende Ungleichheit der Vermögen zu, sagte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums. Sie müssten mit anderen Daten abgeglichen werden. Die Bundesregierung legt alle vier Jahre einen Armuts- und Reichtumsbericht vor. Im 5. Bericht sollen Daten über die Vermögen in Deutschland im Mittelpunkt stehen.

Der Sozialverband Deutschland warnte vor sozialen Spannungen als Folge der sich ausweitenden Kluft zwischen Arm und Reich. SoVD-Präsident Adolf Bauer sagte, die Vermögensungleichheit sei ein ernstes Problem, das auf die politische Tagesordnung gehöre.

In der vergangenen Woche hatte eine Studie der Organisation Oxfam für Aufsehen gesorgt, wonach die 62 reichsten Menschen weltweit genau so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Hauptgrund für die Konzentration des Reichtums seien die unzureichende Besteuerung von Kapitalerträgen und Vermögen sowie die Verschiebung von Gewinnen in Steueroasen, hieß es.