epd-bild / Werner Krüper
Patientin im Wartezimmer.
Kassenärzte wollen Zugang zum Facharzt einschränken
Am Montag starten die neuen Terminservicestellen, die Patienten innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt vermitteln sollen. Die Ärzteschaft würde stattdessen lieber den Zugang zu Fachärzten begrenzen, um Wartezeiten zu verkürzen.

Essen (epd)Kurz vor dem Start der neuen Terminservicestellen haben Ärzte ihren Widerstand gegen die Termingarantie beim Facharzt bekräftigt. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) forderte stattdessen, den Zugang von Patienten zu Arztpraxen stärker zu regulieren. Die Terminservicestellen wären nicht nötig, wenn viele Patienten nicht "wahllos" Termine vereinbaren würden, sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Donnerstagsausgaben). Die Freie Ärzteschaft beklagte die hohen Kosten für die neuen Stellen und bezweifelte, dass die Garantie eingehalten werden kann.

Ein Arzt als erster Ansprechpartner

Die Einrichtungen sollen gesetzlich Versicherten innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt vermitteln. Voraussetzung ist eine ärztliche Überweisung, auf der eine besondere Dringlichkeit vermerkt ist.

Nach Ansicht von Gassen kommen Wartezeiten beim Arzt oftmals dadurch zustande, dass viele Patienten wegen derselben Beschwerden mehrere Spezialisten aufsuchen: "Wir können diesen ungehinderten und beliebigen Zugang zum Arzt auf Dauer nicht aufrecht erhalten."

Nötig seien Steuerungsinstrumente. Der Mediziner schlug vor, dass es einen Arzt geben sollte, der für den Patienten immer der erste Ansprechpartner ist und ihn weiterleitet. Das könne der normale Hausarzt sein, aber auch der Frauenarzt oder bei chronisch Kranken der behandelnde Facharzt.

Verband: Schließung von Tausenden Arztpraxen droht

Die Freie Ärzteschaft verwies darauf, dass nach einer Berechnung der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen pro vermitteltem Termin Kosten in Höhe von rund 50 Euro entstehen. "Diese 50 Euro sind unnütze Ausgaben, durch die die Mittel für medizinische Behandlungen weiter schrumpfen", kritisierte der Vorsitzende Wieland Dietrich in Essen.

Zudem schüre die Termingarantie bei Patienten Erwartungen, die nicht erfüllt werden könnten, kritisierte der Verband. Denn durch das Versorgungsstärkungsgesetz von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) drohe in den kommenden Jahren die Schließung von Tausenden Arztpraxen vor allem in Großstädten. Auch ein Verweis der Patienten an Klinikambulanzen, wenn kein Termin beim Facharzt vermittelt werden kann, sei nicht hilfreich. In vielen Kliniken gebe es gar keine entsprechenden Fachabteilungen.