Neuer Kölner Polizeipräsident vorgestellt
Nach den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln wurde Polizeipräsident Wolfgang Albers in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Nachfolger wird nun Jürgen Mathies. Die Polizeigewerkschaften würdigten ihn als «echten Praktiker».

Köln (epd)Jürgen Mathies wird neuer Polizeipräsident von Köln und Leverkusen. Der bisherige Direktor des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg erklärte am Dienstag in Köln, er sehe sich selbst vor einer "riesigen Herausforderung". Sein Hauptanliegen sei es zunächst, das beschädigte Vertrauen der Kölner in die Polizei wiederherzustellen: "Denn das ist für mich als Mensch und als Polizist ein schreckliches Gefühl." Der bisherige Behördenleiter Wolfgang Albers war nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen und Diebstählen in der Silvesternacht in den vorzeitigen Ruhestand versetzt worden.

Mathies versprach den "benötigten Mut zur Selbstkritik": "Wir wollen offen und fair mit eigenen Fehlern umgehen. Wir wollen es das nächste Mal besser machen." Der neue Polizeipräsident betonte, für die Zukunft brauche man gut ausgebildete Beamte, eine stärkere Präsenz auf den Straßen und eine gute Ausrüstung. "Ich denke da etwa an Videoüberwachung an sozialen Brennpunkten." Zudem müsse die Polizei "ansprechbarer" werden, etwa auf dem Bahnhofsvorplatz.

Innenminister Ralf Jäger (SPD) lobte Mathies als jemanden, "der den Polizeidienst von der Pike auf gelernt" habe. "Mit Jürgen Mathies erhält Köln einen Polizeipräsidenten, der die Herausforderungen anpackt", sagte Jäger.

Gewerkschaften begrüßen Personalie

Die Polizeigewerkschaften begrüßten die Entscheidung. Die Deutsche Polizeigewerkschaft würdigte den neuen Polizeipräsidenten als einen "echten Praktiker". Mathies sei mit seiner fachlichen Kompetenz und Erfahrung genau die richtige Besetzung für die größte Polizeibehörde des Landes, erklärte der NRW-Landesvorsitzende Erich Rettinghaus in Duisburg. Auch die Gewerkschaft der Polizei in NRW begrüßte die zügige Neubesetzung des Postens. "Damit ist der Weg frei, dass sich die Kölner Polizei wieder auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentriert", erklärte der Landesvorsitzende Arnold Plickert in Düsseldorf.

Mathies trat nach Polizeiangaben 1977 in den Polizeidienst des Landes Nordrhein-Westfalen ein. Nach der Ausbildung versah er zunächst Wachdienst beim Polizeipräsidium Köln. In den 80er Jahren absolvierte er die Ausbildung zum höheren Dienst mit Studium an der Polizei-Führungsakademie in Münster.

Es folgten verschiedene Führungsfunktionen in den Kreispolizeibehörden Siegburg und Köln. Mathies war von 2001 bis 2006 als Vorsitzender einer bundesweiten Projektgruppe für die Erarbeitung der polizeilichen Rahmenkonzeption für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland verantwortlich. Seit Juli 2007 leitet er das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg mit rund 1.100 Mitarbeitern, das etwa für die Koordinierung von Einsätzen von Bereitschaftspolizei und von Spezialeinheiten zuständig ist.