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Berlin (epd)Seit Ramy Syriani Antonia Klein kennt, ist für ihn vieles in Deutschland einfacher geworden. Der 23-Jährige aus Damaskus lebt seit anderthalb Jahren in Berlin. "Es war schwer, Freunde zu finden", sagte der junge Syrer. Das lag vor allem an der Sprachbarriere. Jetzt spricht Antonia mit ihm deutsch, hilft ihm bei Job- und Arbeitssuche. Der Jura-Student und die Rechtsreferendarin können sogar miteinander fachsimpeln. Gefunden haben sie sich über die Initiative "Start with a friend", die Patenschaften für Flüchtlinge vermittelt. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will solche Projekte verstärkt fördern.
Blick auf die Integration
Nicht bei jedem Problem sei ein Amt der richtige Ansprechpartner, erklärt die Ministerin bei der Vorstellung des Programms "Menschen stärken Menschen" am Dienstag in Berlin. Projekte wie "Start with a friend" gewährleisten nach ihrer Überzeugung Integration im Lebensalltag und zeigen, "dass unser Land zusammenhält und nicht gespalten wird". Zehn Millionen Euro stellt ihr Ministerium in diesem Jahr für Träger entsprechender Projekte zur Verfügung.
Auch die Vermittlung von Vormundschaften und Gastfamilien für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge soll aus diesem Topf unterstützt werden. 59.000 Kinder und Jugendliche kamen im vergangenen Jahr laut Schwesig ohne Eltern nach Deutschland. Nach den großen Herausforderungen bei Unterbringung und Versorgung müsse nun stärker der Blick auf die Integration gerichtet werden, sagt die Ministerin.
Für an Patenschaften oder Vormundschaften Interessierte hat das Ministerium eine unter der Nummer 0800/2005070 eine Telefonhotline freigeschaltet. Die 20 Mitarbeiter sollen Fragen beantworten und Kontakte vermitteln.
Ziel des Programms ist es, Hilfsprojekte bekannter zu machen, besser zu vernetzen und erfolgreiche Initiativen dabei zu unterstützen, mehr zu machen als bislang. So hat "Start with a friend" nach Angaben von Mitgründerin Sarah Rosenthal inzwischen 120 sogenannte Tandems mit Flüchtlingen und Einheimischen vermittelt. Auf einer Warteliste stehen aber weitere 1.000 Interessenten. Auch Susanne Ahlers, die in Berlin eine Vormundschaft für eine Jugendliche übernommen hat, und Monika Krumbholz, die in Bremen Gastfamilien vermittelt, berichten, dass die Zahl derjenigen, die helfen wollen, die derzeit vermittelbare Hilfe übersteigt.
Lob auch von der Opposition
Die Diakonie Deutschland begrüßte Schwesigs Initiative, die auch auf eine Idee des evangelischen Wohlfahrtsverbandes zurückgeht, wie Vorstandsmitglied Maria Loheide mitteilte. Bereits 45 diakonische Träger hätten Interesse an dem Projekt bekundet, sagte sie. Schwesig will sich nun in den anstehenden Verhandlungen über den Haushalt 2017 dafür einsetzen, dass die Finanzierung nicht nur für dieses Jahr gesichert ist.
Lob für das Programm kam auch von der Opposition. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katja Dörner, bezeichnete es als richtigen Schritt und Anerkennung für die vielen Ehrenamtlichen. Es bleibe aber ein "Puzzleteil", sagte Dörner. Sie forderte ein Integrationsministerium und eine klare Integrationsstrategie mit einem Maßnahmenpaket, das mehr sei als nur ein "Tropfen auf den heißen Stein".