Papst ruft zum Gebet für Anschlagsopfer von Istanbul auf
Am Tag nach dem Selbstmordattentat in Istanbul warnen Kirchen- und Religionsvertreter vor Fundamentalismus und Islamfeindlichkeit. Der Papst und Andere rufen zum Gebet für die Opfer auf.

Frankfurt a.M. (epd)Nach dem Selbstmordattentat in Istanbul hat Papst Franziskus zum Gebet für die Opfer des Terroranschlags aufgerufen. Gott möge Trost gewähren und der Gesellschaft solidarische Standfestigkeit, sagte er am Mittwoch bei der wöchentlichen Generalaudienz vor Tausenden Pilgern auf dem Petersplatz in Rom. Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland warnten vor Fundamentalismus und voreiligen Schlussfolgerungen.

Warnung vor islamfeindlichen Reaktionen

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch, verbrecherische Anschläge wie in Istanbul, Paris, Beirut und anderen Städten erwüchsen aus einer Überzeugung, die nur eine einzige Meinung kenne und akzeptiere. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, verurteilte den Anschlag von Istanbul als furchtbare und menschenverachtende Tat, die die Bevölkerung verunsichern solle. Auch Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge sagte, die Terroristen wollten Angst in den Alltag bringen und damit Hass und Zwietracht säen.

Bereits am Dienstagabend hatten sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, entsetzt über den Selbstmordanschlag zwischen Blauer Moschee und Hagia Sophia in Istanbul geäußert, bei dem am Vormittag mindestens zehn Deutsche getötet worden waren. Der Anschlag, für den die türkische Regierung die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) verantwortlich macht, galt einer Touristengruppe.

Rekowski warnte vor islamfeindlichen Reaktionen: "Wir müssen sehr darauf achten, dass durch solche Gewalttaten nicht der gesellschaftliche Zusammenhalt in unserem Land Schaden nimmt", sagte er dem epd in Bad Neuenahr. Die in Deutschland lebenden Muslime seien "zum allergrößten Teil friedliebende Menschen, die sich von solchen Anschlägen distanzieren", sagt der Theologe: "Sie können nichts dafür, dass die Terrorgruppe IS das Wort 'Islam' in ihrem Namen trägt."

Anschlag galt Deutschen

Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland verurteilte den Terror. "Der Anschlag galt Deutschland und der Türkei", sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek in Berlin. "Lassen wir nicht zu, dass die Saat des Hasses und der Niederträchtigkeit zwischen unsere Völker gerät", mahnte Mazyek und appellierte an die deutsch-türkische Freundschaft.

In Istanbul gedachten die deutschsprachigen Kirchengemeinden in Gottesdiensten der Opfer des Anschlags. Evangelische und katholische Kirchengemeinden hätten dem Auswärtigen Amt Kontaktadressen genannt, die für Hilfen und Seelsorge zur Verfügung ständen, sagte die Pfarrerin der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Istanbul, Ursula August. Auch in deutschen Städten gab es Andachten, unter anderem in Berlin in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und in der Marienkirche.