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Eine Pflegerin cremt einen alten Mann ein.
Patientenschützer kritisieren Pflegereform: Sterbende in Heimen werden schlechter versorgt
Menschen in einem Pflegeheim hätten Pech: Patientenschützer Eugen Brysch hat die zum Jahresbeginn in Kraft getretene Reform der Pflegeversicherung in Teilen scharf kritisiert.
13.01.2016
epd
Martina Schwager (epd-Gespräch)

Osnabrück (epd)Gerade für Pflegebedürftige und Sterbende in stationären Einrichtungen befürchte er eine Verschlechterung der Versorgung, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, dem Evangelischen Pressedienst: "Diese Bundesregierung hat überhaupt kein Interesse, die Frage der stationären Versorgung in den Blick zu nehmen."

Sie habe den Fokus eindeutig auf die Versorgung der Menschen im häuslichen Umfeld gelegt. Dabei werde die Zahl derer immer größer, die vereinsamt lebten und über kurz oder lang in ein Pflegeheim müssten, betonte Brysch: "Und die haben einfach Pech gehabt bei der Strategie dieser Bundesregierung."

In stationären Einrichtungen müssten Patienten künftig einen einheitlichen Eigenanteil unabhängig vom Grad ihrer Pflegebedürftigkeit zahlen, erläuterte der Vorstand: "Bei niedrigem Pflegegrad bringt das Mehrkosten. In die Heime gehen dann nur noch Schwerstpflegebedürftige." Von der Förderung der Selbstständigkeit und Fitness der Patienten, die Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) propagiert habe, könne unter diesen Bedingungen keine Rede sein.

Am Lebensende ins Krankenhaus verlegt

Gröhe hat das zweite Pflegestärkungsgesetz als "Meilenstein" für eine bessere Versorgung bezeichnet. Es ist zum 1. Januar in Kraft getreten. Zentrale Aspekte sind ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff, der auch Demente und psychisch Kranke einbezieht, sowie die Einführung von fünf Pflegegraden, die die bisherigen drei Pflegestufen ablösen. Diese Umstellungen greifen erst zum 1. Januar 2017.

Die Tatsache, dass demenziell und psychisch erkrankte Menschen aus der Pflegeversicherung nun deutlich mehr Geld bekämen, bewertete Brysch positiv. "Das war nach 14 Jahren Diskussion auch überfällig."

Sorge mache ihm aber vor allem die Situation sterbender Menschen in den Pflegeheimen, betonte der Experte am Rande einer Podiumsdiskussion am Mittwoch zur Pflegereform. Viele Patienten würden am Lebensende noch in die Krankenhäuser verlegt. Die Schwestern und Pfleger in den Heimen könnten bei der dünnen Personaldecke eine Versorgung nicht mehr leisten.

Etwa ein Drittel der Patienten lebten in den Heimen nicht länger als drei Monate, sagte der Patientenschützer: "Die Pflegeheime sind längst auch Hospize, aber sie werden nicht so finanziert." Brysch verlangte einen festen Personalschlüssel in stationären Einrichtungen, der sich an der Zahl der zu Pflegenden orientiere. Ansonsten könne weiterhin über weniger Personal und Lohndumping Gewinnmaximierung betrieben werden. Das gehe auf Kosten der Patienten und der Pflegekräfte, deren Beruf immer unattraktiver werde.