Berlin (epd)Junge Deutsche werden immer aufgeschlossener für neue Wege der Familienplanung. So zeigen sich zwei Drittel (64 Prozent) der 18- bis 30-Jährigen offen gegenüber dem sogenannten Social Freezing, also dem Einfrieren von Eizellen, wie aus einer am Montag in Berlin vorgestellten Forsa-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift "Eltern" hervorgeht. Knapp ein Drittel der Befragten (31 Prozent) könne sich vorstellen, so die Fruchtbarkeitsphase zu verlängern. 33 Prozent finden das Social Freezing grundsätzlich akzeptabel - wenn auch nicht für sich selbst.
Im Herbst 2014 hatten die US-Konzerne Apple und Facebook weltweit für Schlagzeilen gesorgt, weil sie Mitarbeiterinnen für Social Freezing Bonuszahlungen anbieten. Die Unternehmen wollen belohnen, wenn Frauen zuerst Karriere machen und sich später um den Kinderwunsch kümmern. Forsa hat für die repräsentative Umfrage "Die Zukunft der Familie" im November 2015 insgesamt 1.061 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren befragt.
Geborgenheit, Vertrauen und Liebe
Grundsätzlich bleibt demnach der Kinderwunsch auch bei jungen Menschen in Deutschland sehr groß. 86 Prozent der kinderlosen jungen Frauen und 88 Prozent der kinderlosen jungen Männer möchten später einmal ein oder mehrere Kinder haben, wie aus der Umfrage weiter hervorgeht. "Die Familie bleibt Sehnsuchtsort", mit dem Geborgenheit, Vertrauen und Liebe verbunden würden, betonte "Eltern"-Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki. Die Realisierung des Kinderwunsches verschiebt sich aber immer weiter nach hinten. 37 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es in 20 Jahren nichts Ungewöhnliches mehr sein wird, wenn eine Frau im Alter von 50 Jahren Mutter wird.
Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) ist auch aufgeschlossen gegenüber dem Austragen des Kindes durch eine Leihmutter, 69 Prozent gegenüber der Eizellenspende einer fremden Frau, 65 Prozent gegenüber der Samenspende eines fremden Mannes. Leihmutterschaft und Eizellenspenden sind in Deutschland zur Kinderwunschbehandlung bislang verboten.
Große Zustimmung für einen alternativen Weg zur Erfüllung des Kinderwunsches erhielt auch eine nicht-medizinische Variante: 68 Prozent der Befragten sagen, die Adoption eines Kindes käme für sie in Frage. "Eltern"-Chefredakteurin Lewicki zeigte sich von dem Ergebnis überrascht. Sie verwies darauf, dass Adoptionen in Deutschland seit vielen Jahren auf sehr niedrigem Niveau stagnierten. So habe es 2014 insgesamt 3.805 Adoptionen gegeben, der Großteil davon von Verwandten.
Flexible Arbeitszeitmodelle gewünscht
Um eine Familie zu gründen, ist der Umfrage zufolge in der jungen Generation Sicherheit gefragt: Eine feste und stabile Partnerschaft ist für die meisten (74 Prozent) eine sehr wichtige Voraussetzung, um ein halbwegs entspanntes Familienleben führen zu können. Ausreichend Zeit für das Familienleben zu haben, ist für 44 Prozent der Befragten sehr wichtig.
Familienpolitisch wünscht sich die künftige Elterngeneration flexible Arbeitszeitmodelle, genügend Betreuungsmöglichkeiten und finanzielle Unterstützung. So wünschen sich 38 Prozent großzügige Freistellungszeiten für die Kindererziehung (davon Frauen: 43 Prozent, Männer: 33 Prozent). Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) sieht den Staat in erster Linie in der Pflicht, für ausreichende Betreuungs- und Bildungseinrichtungen Sorge tragen. Für mehr finanzielle Unterstützung für Familien wie etwa durch Elterngeld oder das sogenannte bedingungslose Grundeinkommen für Kinder plädieren 25 Prozent der Befragten.