Nach Schüssen auf Flüchtlingsunterkunft tappt Polizei im Dunkeln
Die Polizei sucht weiter nach dem Unbekannten, der in der Nacht zum Montag mehrere Schüsse auf eine Flüchtlingsunterkunft im südhessischen Dreieich abgegeben hat.

Darmstadt (epd)Dabei war ein 23-jähriger Syrer leicht am Bein verletzt worden. Die Hintergründe der Tat und das Motiv lägen nach wie vor im Dunkeln, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Nina Reininger, am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch über die Tatwaffe und die Munition gebe es noch keinerlei Erkenntnisse.

Mahnwache in Dreieich

Linken-Chef Bernd Riexinger sprach im Zusammenhang mit den Schüssen von einem Staatsversagen beim Kampf gegen rechts. "Rechtsextremismus und Rassismus müssen endlich von der Bundesregierung zur Chefsache erklärt werden", sagte Riexinger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagsausgaben). Flüchtlinge müssten besser geschützt und Täter entschlossen verfolgt werden. "Dieser feige Angriff ist eine weitere Eskalation der rechten Gewalt gegen Flüchtlinge, die seit langem die Schwelle zum braunen Terror überschritten hat", sagte der Bundesvorsitzende der Linkspartei.

Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, sagte den Funke-Zeitungen: "Angriffe auf Flüchtlinge haben in den letzten Monaten verstärkt zugenommen und damit eine neue Dimension von Rassismus erreicht." Die Sicherheitsbehörden müssten den Kampf gegen rechtsextreme Gewalt verstärken.

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU), der SPD-Landesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel und weitere Landespolitiker hatten die Schüsse auf den schlafenden Syrer am Montag als "feige Tat" verurteilt und eine schnelle Aufklärung gefordert. Auch Kommunalpolitiker sowie Anwohner zeigten sich entsetzt. Noch am Montagabend versammelten sich rund 250 Menschen an der Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Dreieichenhain zu einer Mahnwache. Für Samstag ist eine Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit geplant.