Berlin (epd)Nur sieben Prozent sind der Meinung, man könne parallel zum Job gut oder sehr gut für einen Pflegebedürftigen sorgen, wie die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) am Dienstag in Berlin mitteilte. Die Informationen zu den gesetzlichen Bestimmungen aus dem Jahr 2015 seien noch nicht bei den Beschäftigten angekommen, lautet das Fazit einer repräsentativen Umfrage der Stiftung.
Noch nicht ausreichend informiert
"Zwar bieten die Regelungen vielfältige Entlastungsmöglichkeiten, dennoch bleiben die Maßnahmen zu oft ungenutzt, weil viele Berufstätige noch nicht ausreichend über die bestehenden Gesetze informiert sind", sagte Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Auf die Frage, wie gut sich die Befragten über die Regelungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege informiert fühlen, antworteten 84 Prozent mit "eher schlecht" oder "sehr schlecht".
So sei zum Beispiel der großen Mehrheit die Familienpflegezeit unbekannt (ebenfalls 84 Prozent), die einen Rechtsanspruch auf reduzierte Arbeitszeit und teilweise Freistellung vorsieht. Ähnliches gelte auch für die halbjährige Pflegezeit (82 Prozent) sowie die zehntägige Freistellung (72 Prozent). Selbst bei Menschen mit eigener Pflegeerfahrung gelte, dass nicht einmal die Hälfte die verschiedenen Optionen kennt.
Vorbehalte gegen Familienpflegezeit
Je besser sich die Befragten informiert fühlen, desto eher können sie sich vorstellen, entsprechende Möglichkeiten auch zu nutzen. Bei den gut informierten Befragten sind es 44 Prozent. Von denen, die ihre Kenntnisse als schlecht einschätzen, würden sich lediglich 30 Prozent für den kurzen Ausstieg aus dem Job entscheiden. Zudem äußerten zahlreiche Berufstätige Vorbehalte gegen die Familienpflegezeit. 76 Prozent geben finanzielle Gründe und 23 Prozent organisatorische Probleme an. Auch die Angst vor beruflichen Nachteilen halte immerhin 43 Prozent davon ab, die Pflege eines Angehörigen daheim zu übernehmen.
Die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege hat nach eigenen Angaben für die Untersuchung vom 11. bis 24. November vergangenen Jahres 1.008 berufstätige Bürger ab 18 Jahren befragt.