90 Anzeigen nach Übergriffen an Silvester in Köln
Nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen und den Diebstählen in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof ist die Zahl der Anzeigen auf 90 gestiegen.

Köln (epd)Seit Montag seien noch einmal 30 neue Anzeigen hinzugekommen, sagte ein Sprecher der Kölner Polizei am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Dienstag wollten die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und weitere Vertreter der Stadt mit dem Kölner Polizeipräsidenten Wolfgang Albers und dem Präsidenten der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, Wolfgang Wurm, auf einem Krisentreffen über das weitere Vorgehen beraten.

Ermittlungsgruppe eingerichtet

Mehrere hundert junge Männer hatten in kleineren Gruppen in der Silvesternacht offenbar vor allem Frauen umringt, bedrängt und zum Teil massiv sexuell belästigt und bestohlen. Die Täter werden nach Polizeiangaben häufig als nordafrikanisch aussehend beschrieben. Die Polizei Köln hat eine Ermittlungsgruppe eingerichtet.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) kündigte ein konsequentes Eingreifen der Polizei an. "Wir nehmen es nicht hin, dass sich nordafrikanische Männergruppen organisieren, um wehrlose Frauen mit dreisten sexuellen Attacken zu erniedrigen", sagte Jäger dem Kölner "Express" (Dienstagsausgabe). Er kündigte an, die Polizei werde als Konsequenz ein neues Konzept für die Karnevalszeit erarbeiten. "Das sind wir den Frauen schuldig und zugleich den nordafrikanischen Flüchtlingen, die friedlich bei uns leben wollen", betonte der Minister.

Neues Ausmaß sexueller Gewalt

Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen gab es ähnliche Vorfälle auch in Hamburg und Stuttgart, allerdings nicht so massiv wie in Köln. Der NRW-Landesvorsitzende Arnold Plickert sprach von bis zu 1.500 beteiligten Männern. Ein vergleichbarer Fall in dieser Dimension sei ihm bisher nicht bekannt, sagte er im SWR-Radio. Auch der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, äußerte sich besorgt. Er sprach im Radiosender NDR Info am Dienstag von einem neuen Ausmaß sexueller Belästigung.