Schüsse auf Flüchtlingsunterkunft in Dreieich
23-jähriger Syrer leicht verletzt
Auf eine Flüchtlingsunterkunft in Dreieich in Hessen ist geschossen worden. Hinweise auf den oder die Täter gibt es laut der Staatsanwaltschaft bislang nicht.

Dreieich, Offenbach (epd)Auf eine Flüchtlingsunterkunft im südhessischen Dreieich sind in der Nacht zum Montag mehrere Schüsse abgegeben worden. Dabei sei ein 23-jähriger Syrer leicht verletzt worden, teilte die Kriminalpolizei in Offenbach mit. Der Asylbewerber sei ins Krankenhaus gebracht und nach kurzer ärztlicher Behandlung wieder entlassen worden.

Hinweise auf den oder die Täter lägen noch nicht vor, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Nina Reininger, dem Evangelischen Pressedienst am Nachmittag. "Wir schließen aber einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht aus."

Maas reagiert entsetzt

Nach Angaben des hessischen Innenministers Peter Beuth (CDU) arbeiten das Polizeipräsidium Südosthessen und das Landeskriminalamt mit einem 90-köpfigen Team an der Aufklärung "der feigen Tat". "Wir werden keinerlei Art von Gewalt gegen Schutzsuchende in Hessen dulden. Wir nehmen diesen Angriff sehr ernst", unterstrich der Minister.

Die Schüsse auf ein Fenster des Gebäudes waren gegen 2.30 Uhr abgegeben worden. Ob sich der getroffene Mann allein in dem Zimmer aufhielt, war zunächst unklar. In dem betroffenen Gebäudeteil sind 15 Männer untergebracht, 14 Syrer und ein Afghane. In einem anderen Gebäudeteil wohnen vier Familien aus Albanien, Afghanistan und Eritrea.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) reagierte entsetzt auf die Tat: Man dürfe nicht zusehen, wie sich die Spirale der Gewalt weiterdrehe, schrieb er auf Twitter. Der Rechtsstaat dürfe und werde das nicht hinnehmen.

"Wir sind ein weltoffenes Land"

Auch der hessische SPD-Landesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel und die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Landtag, Martina Feldmayer, verurteilten den Angriff aufs Schärfste. "Die Menschen, die solche Taten verüben, greifen nicht nur die Flüchtenden an, sondern uns alle und unsere gemeinsamen Werte", sagte Schäfer-Gümbel in Wiesbaden.

Der Vorfall müsse schnellstens aufgeklärt werden, verlangte Feldmayer. "Sollte es ein fremdenfeindlicher Hintergrund gewesen sein, kann unser aller Antwort nur lauten: Wir sind ein weltoffenes Land, das Hilfesuchenden Schutz bietet und Fremdenfeindlichkeit mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft."

Im April vergangenen Jahres waren im hessischen Hofheim mehrere Schüsse mit einer Gaspistole auf eine Asylbewerberunterkunft abgegeben worden. Die Staatsanwaltschaft erhob deswegen im November Anklage gegen einen 20 Jahre alten mutmaßlichen NPD-Sympathisanten.