Krimi-Autor wünscht sich weniger Krimis im Fernsehen
Der Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt kritisiert, dass im Fernsehen zu viele Krimis laufen.
04.01.2016
epd
Diemut Roether (epd-Gespräch)

Frankfurt a.M. (epd)"Das ZDF macht fast nichts anderes mehr als Krimi", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Da laufe "seit Jahren eine Genre-Vernichtung, die ich sehr bedauerlich finde". Andererseits signalisiere das Publikum mit seinem Sehverhalten, dass es wenig anderes wolle. Die Sender könnten "ja auch nicht beharrlich am Publikum vorbeisenden".

Komödie: Schwierigstes Genre

Schmidt, der unter anderem die Stuttgarter "Tatort"-Kommissare Thorsten Lannert und Sebastian Bootz für die ARD erfunden hat, schreibt selbst sehr gern Krimis: "Im Krimi kann ich sehr klar argumentieren: Was ist dramaturgisch angesagt? Wie erzielen wir den größten Effekt?" Über solche Fragen könne er sich mit Regisseuren leichter einigen als über Fragen des Humors: "Ich mag zum Beispiel eher den britischen Humor, den Loriot-Humor, einen schwarzen Humor. Wenn ich aber mit jemandem arbeite, der Schenkelklopfer-Humor mag, habe ich ein Problem. Und nachdem ich da ein paarmal schlechte Erfahrungen gemacht habe, habe ich damit aufgehört."

Komödie sei das schwierigste Genre im Fernsehen, sagte der Autor. "Man könnte Blut weinen, wenn man eine Szene mit leisem, hintergründigen Humor fabriziert hat, und dann kommt einer und geht mit dem Leopard-2-Panzer rüber." Bei Billy Wilder und Ernst Lubitsch, die für ihre Kinokomödien berühmt wurden, hätten "nicht immer 25 Leute ins Drehbuch reingeredet".

Autoren stärken

Schmidt sprach sich für eine starke Stellung des Autors aus. Den ausländischen Erfolgsserien wie "Borgen" oder "Game of Thrones", über die hier alle sprächen, sei gemein, dass "die Autoren das letzte Wort haben". Wer dieses Modell auf den deutschen Markt übertragen wolle, müsse "auch die Entscheidungshoheit zurück an die Autoren geben".

Von Schmidt stammt das Drehbuch zu dem Zweiteiler "Das Programm", den das Erste am 4. Januar sendet. Darin geht es um eine Familie, die in ein Zeugenschutzprogramm muss, weil der Vater für einen Gangsterboss Geld gewaschen hat. Schmidt (50) hat in den vergangenen 20 Jahren an die 70 Drehbücher geschrieben. Für "Mörder auf Amrum" und "Mord in Eberswalde" erhielt er den Grimme-Preis.