epd-bild/mck
Der Gletscher auf der Zugspitze schwindet: Beim Klimagipfel debattieren Politiker über Maßnahmen gegen die Erderwärmung.
Klima-Showdown in Paris
Zähe Nachtverhandlungen und ein umgeschmissener Terminplan gehören zur Dramaturgie der Klimagipfel - auch in Paris: Konferenz-Präsident Fabius hat den Abschluss des Gipfels von Freitag auf Samstag verschoben. Industrie- und Schwellenländer streiten.

Paris (epd)Angesichts stockender Verhandlungen beim Weltklimagipfel in Paris haben sich US-Präsident Barack Obama und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping eingeschaltet. Die beiden Staatschefs hätten miteinander telefoniert, um bei den Verhandlungen über ein globales Klimaabkommen ihre "Bemühungen zu koordinieren", teilte das Weiße Haus in am Freitag in Washington mit. In der Nacht zuvor hatten sich bei den Gesprächen in Paris die Fronten zwischen Industriestaaten und Schwellenländern wie China und Indien verhärtet, wie aus Verhandlungskreisen verlautete.

Fast am Ende des Weges

Ungeachtet offener Streitpunkte zeigte sich Konferenz-Präsident Laurent Fabius zuversichtlich, dass die Staatengemeinschaft ein ehrgeiziges Klimaabkommen besiegeln wird. "Wir sind fast am Ende des Weges angelangt, ich bin optimistisch", erklärte der französische Außenminister. Er kündigte einen neuen Vertragsentwurf für Samstagmorgen an, der mittags im Plenum verabschiedet werden soll. Ursprünglich sollte der Gipfel bereits am Freitag mit der Verabschiedung eines neuen Klimavertrages enden.

Derweil distanzierte sich Brasilien von den anderen großen Schwellenländern und schloss sich der "Koalition der Ehrgeizigen" aus USA, EU und zahlreichen Entwicklungsländern an. Die mehr als 100 Staaten fordern unter anderem ein weitreichendes Langfristziel im Vertrag und einen wirksamen Mechanismus zur regelmäßigen Steigerung nationaler Klimaschutz-Maßnahmen.

Besonders umstritten ist die Lastenverteilung zwischen Industriestaaten und Schwellenländern beim Klimaschutz. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen pochten China und Indien in den Nachtverhandlungen weiter auf eine scharfe Zweiteilung von Industrie- und Entwicklungsstaaten, wie die Klimarahmenkonvention von 1992 sie vorsieht. Demnach liegt die Hauptverantwortung im Kampf gegen die Erderwärmung bei den Industriestaaten.

Begrenzung der Erderwärmung

Die EU und die USA plädieren hingegen für eine feinteiligere Unterscheidung der Staaten und wollen zum Beispiel, dass sich wirtschaftliche aufstrebende Schwellenländer an der Finanzierung von Klima-Hilfen für arme Länder beteiligen. "Jeder soll soviel beitragen, was er kann", erläuterte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) den Ansatz.

Auch das Langfristziel zur Reduktion von Kohlendioxid ist hochumstritten. In dem Vertragsentwurf, der am Donnerstag vorgestellt wurde, steht als Ziel eine "Emissionsneutralität" in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. China habe erklärt, damit sei eine "rote Linie" überschritten, hieß es aus den Verhandlungskreisen. Hendricks unterstrich, die EU werde um dieses Langfristziel "kämpfen".

Eine klare Festlegung enthält der Entwurf für die Begrenzung der Erderwärmung. Als einzige Option steht nun im Text, Ziel sei es, die "durchschnittliche globale Erwärmung weit unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen und zudem Anstrengungen zu unternehmen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen (...)". Eine Erwähnung des 1,5-Grad-Ziels hatten neben besonders bedrohten Staaten zuletzt auch Industrieländer wie Deutschland verlangt.