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Der Gletscher auf der Zugspitze schwindet: Beim Klimagipfel debattieren Politiker über Maßnahmen gegen die Erderwärmung.
Klimagipfel geht in Verlängerung
Allen Beteuerungen zum Trotz: Die Pariser Klimakonferenz geht in die Verlängerung. Erst am Samstag soll nun das globale Abkommen zur Begrenzung der Erderwämung verabschiedet werden. Entscheidende Streitpunkte müssen noch abgeräumt werden.

Paris (epd)Bei der UN-Klimakonferenz in Paris sind die Verhandlungen in der Schlussphase ins Stocken geraten. Nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon verschob die französische Präsidentschaft den Abschluss des Gipfels von Freitag auf Samstag. Nach Angaben des UN-Klimasekretariats soll am Samstagmorgen ein neuer Vertragstext vorliegen, der dann mittags im Plenum verabschiedet werden soll.

Ziel des Gipfels ist ein globales Abkommen, das ab 2020 alle Staaten zum Klimaschutz verpflichtet. Am Donnerstagabend hatte der französische Außenminister Laurent Fabius, der die Konferenz leitet, einen Entwurf mit Fortschritten präsentiert. Entscheidende Punkte blieben aber ungelöst. Besonders umstritten ist die Lastenverteilung zwischen Industriestaaten und Schwellenländern beim Klimaschutz.

"Emissionsneutralität" angestrebt

Umweltschützer kritisierten, dass sich der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas (Dekarbonisierung) nicht mehr als Langfristziel im Entwurf findet. Stattdessen soll laut Text in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts lediglich eine "Emissionsneutralität" erreicht werden, was den Ausstoß von CO2 erlaubt, wenn an anderer Stelle wieder eingespart wird. Dieser Begriff lasse eine "scheunentorgroße Öffnung" für die unterirdische Kohlendioxid-Speicherung zu, beklagte der Chef des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Olaf Tschimpke.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bemängelte, dass der Text eine Überprüfung der nationalen Klimaschutzpläne erst für 2019 vorsehe. "Ob das noch ausreicht, sie vor Inkrafttreten des neuen Abkommens zu verbessern, ist mehr als fraglich", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Die freiwilligen Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz, die 186 Staaten vorgelegt haben, reichen nach UN-Berechungen nicht aus, um den Temperaturanstieg ausreichend zu bremsen.

1,5-Grad-Ziel erwähnt

Eine klare Festlegung enthält der Entwurf für die Begrenzung der Erderwärmung. Als einzige Option steht nun im Text, Ziel sei es, die "durchschnittliche globale Erwärmung weit unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen und zudem Anstrengungen zu unternehmen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen (...)" Eine Erwähnung des 1,5-Grad-Ziels hatten neben besonders bedrohten Staaten zuletzt auch Industrieländer wie Deutschland verlangt.

Seit fast zwei Wochen ringen Vertreter aus 196 Staaten in Paris unter anderem um ein globales Langfristziel zur Minderung von Treibhausgasen, einen Revisionsmechanismus zur Steigerung staatlicher Klimaschutz-Maßnahmen und um die Finanzierung von Klima-Hilfen für arme Staaten. Anders als das 2020 auslaufende Kyoto-Protokoll soll der neue Klima-Vertrag aber keine bindenden Ziele zur CO2-Reduktion für einzelne Staaten festschreiben.