Fernseh-Vorschau: "Gott und die Welt: Auf ewig verseucht"
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 12. Dezember bis 18. Dezember?

13.12., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Auf ewig verseucht"

Vierzig Jahre sind seit dem Ende des Vietnam-Krieges vergangen, die Spätfolgen für die Bevölkerung sind immer noch verheerend. Vor zehn Jahren besuchte ein ARD-Team Menschen, deren Kinder durch das Dioxin-Gift Agent Orange schwer geschädigt wurden und begleitete Vietnamesen, die sich für eine Entschädigung durch die US-Amerikaner einsetzen. Der Film löste eine Unterstützungswelle in Deutschland aus. Ein Jahrzehnt später sucht James Pastouna die Betroffenen von damals auf, um in Erfahrung zu bringen, was aus ihnen geworden ist: aus ihrer Hoffnung auf ein besseres und gesünderes Leben in der Zukunft für ihre Kinder und Kindeskinder, auf saubere Flüsse, Seen und Boden. Die Bilanz ist erschütternd.

13.12., 3sat, 22.00 Uhr: "ThuleTuvalu"

Auf den ersten Blick haben der pazifische Inselstaat Tuvalu und das dünn besiedelte Thule im hohen Norden Grönlands nichts miteinander gemeinsam. Tatsächlich aber ist das Schicksal der beiden Regionen eng miteinander verknüpft: Wenn im Norden das Eis schmilzt, steigt auch im Süden der Meeresspiegel. Selten hat ein Film die globale Erwärmung derart nachdrücklich vor Augen geführt wie "ThuleTuvalu". Der Schweizer Matthias von Gunten hat viel Zeit mit den Menschen im Norden und im Süden verbracht und dokumentiert, welche konkreten Konsequenzen der Klimawandel für sie hat. Hin und wieder ergänzt eine Schrifteinblendung die Ausführungen der Einheimischen um Hintergrundinformationen, ansonsten gehört der Film voll und ganz den Protagonisten. Ein erklärender Kommentar ist nicht nötig, die Bilder sind beredt genug. Von Gunten hat das Tempo und den Rhythmus seines Films, der regelmäßig zwischen Thule und Tuvalu hin und her wechselt, den Lebensumständen angepasst. Die Menschen kommen in langen Einstellungen ausführlich zu Wort, um über ihre Ängste und Hoffnungen zu sprechen. Die meisten denken dabei dennoch nicht an sich, sondern vor allem an ihre Kinder. Zumindest der Thule-Teil endet hoffnungsvoll: Im Fjord gibt es jetzt große Mengen Heilbutt. Die Menschen hier waren Jäger, seit es die Welt gibt; nun werden sie Fischer.

14.12., ARD, 22.45 Uhr: "Geheimauftrag Pontifex"

US-Präsident Ronald Reagan war davon überzeugt, dass der Vatikan neben den USA und der Sowjetunion eine dritte Supermacht sei. Nirgendwo sonst auf der Welt tummelten sich auf engstem Raum so viele Spione aus allen Lagern. Selbst die ostdeutsche Stasi versuchte, Topagenten im Umfeld des Papstes zu platzieren. Durch die Wahl Johannes Paul II. rückte der Vatikan noch stärker ins Zentrum der Auseinandersetzung zwischen Ostblock und westlicher Welt. Einerseits unterstützte er massiv die polnische Oppositionsbewegung, andererseits trat er als Kapitalismuskritiker auf. Im Mai 1981 findet der Konflikt ein tragisches Fanal: Die Schüsse des Ali Agça auf Papst Johannes Paul II. zählen bis heute zu den ungelösten Rätseln des Vatikans, verbunden mit zahlreichen falschen Fährten, Lügen, Täuschungen und Intrigen. Das knapp gescheiterte Attentat war der vorläufige Höhepunkt einer Auseinandersetzung, die Jahre später den Zusammenbruch des sozialistischen Machtblocks einläutete. "Geheimauftrag Pontifex" beleuchtet dieses wenig bekannte Kapitel aus der Zeit des Kalten Kriegs. Investigative Recherchen, seltene Archivaufnahmen sowie aufwendige Dreharbeiten in Italien, Polen, den USA und Deutschland sorgen für einen dokumentarischen Thriller mit überraschenden Einsichten.

14.12., ZDF, 20.15 Uhr: "Frau Roggenschaubs Reise"

Eine Paraderolle für Hannelore Hoger: Rosemarie Roggenschaub ist eine Frau voller Ressentiments und Vorurteile, die erkennen muss, dass die Mitglieder einer von ihr hartnäckig Zigeuner genannten Sinti-Familie eigentlich ganz nett sind. Die Geschichte wirkt allerdings etwas konstruiert: Die Frau verkauft den Krempel ihres Ex-Gatten dem jungen Sasha, der gerade in der Nachbarschaft arbeitet. Unter den Sachen war auch eine alte Gitarre, die angeblich Jimi Hendrix gehört hat und mindestens 100.000 Dollar wert sein soll. Rosemarie bleibt nichts anderes übrig, als das gute Stück wiederzubeschaffen, und so lernt sie Sashas Sippe kennen: Sie will selbst im strömenden Regen so lange im Vorgarten von Familie Mandel sitzen bleiben, bis sie die Gitarre wiederbekommt; aber Sasha hat sie längst weiterverkauft. Die ewig mürrische Frau Roggenschaub bietet all ihrer Biestigkeit zum Trotz viele Anknüpfungspunkte, zumal sie keineswegs zu einer Heiligen wird, nur weil sie gelernt hat, dass auch "Zigeuner" Menschen sind wie du und ich. Davon abgesehen ist es ziemlich mutig, eine furchtbare Person wie Rosemarie Roggenschaub zur Hauptfigur einer Geschichte zu machen. Außerdem weiß ein erfahrener Regisseur wie Kai Wessel ("Die Flucht") natürlich, wie man einen Film kurzweilig inszeniert. Stärker als die Bilder ist jedoch die Akustik: Unbedingt hörenswert ist der Gypsy-Jazz der Hamburger Band Django Deluxe, deren Mitglieder ebenso zur Familie Weiß gehören wie viele der Nebendarsteller.

14.12., 3sat, 22.25 Uhr: "Ein Kinderdorf für Marokko"

Nach einer erfolgreichen Karriere beschloss der Schweizer Hansjörg Huber, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Die Hälfte seines Vermögens steckte er in den Bau eines Kinderdorfes im marokkanischen Dar Bouidar. Hier finden sogenannte "weggelegte" Kinder Obhut. Es sind Söhne und Töchter lediger Mütter, die in der muslimischen Gesellschaft besonders stigmatisiert werden. Die meist jungen Mütter sehen keine andere Lösung, weil nicht nur ihre Kinder, sondern auch sie selbst aus der Gesellschaft ausgestoßen werden. Das Dorf umfasst 13 Familienhäuser, ein Schulhaus, eine Krankenstation, eine Moschee, einen Gemeinschaftsplatz, Gästehäuser und einen Bauernhof. Hundert Kinder finden hier ein neues Zuhause. Der Dokumentarfilm von Film von Renato Pugina begleitet das Projekt bis zum Einzug der ersten Kinder und zeigt, wie Huber mit viel Einsatz, Charisma und Überzeugung seine Vision in die Wirklichkeit umsetzte.

14.12., Arte, 20.15 Uhr: "Nackt unter Wölfen"

Im Frühjahr hat die ARD die ausgezeichnete Neuverfilmung des berühmten Buches von Bruno Apitz gezeigt. Arte wiederholt heute die ostdeutsche Erstverfilmung aus dem Jahr 1963. In seinem Roman schildert Apitz, der acht Jahre in Buchenwald war, das Lagerleben aus der Perspektive der Häftlinge. Regisseur Frank Beyer drehte an Originalschauplätzen. Buch und Film erzählen eine Geschichte aus den letzten Kriegstagen: Wenige Wochen vor der Befreiung durch die Alliierten kommt der Pole Jankowski mit einem der letzten Transporte in das Konzentrationslager Buchenwald. Bei sich trägt er einen Koffer, in dem ein dreijähriger jüdischer Junge versteckt ist; seine Eltern sind in Auschwitz ermordet. Bei einer Entdeckung durch die Lagerleitung droht dem Kind der Tod. Als die Häftlinge Höfel und Pippig den Koffer öffnen, wollen sie das Kind retten und vor der SS verstecken. Weil die Aktion allerdings den bewaffneten Aufstand gefährden könnte, den eine kommunistische Widerstandsgruppe im Lager plant, soll das Kind mit dem nächsten Transport weggeschickt werden. Doch einige Häftlinge widersetzen sich heimlich dieser Anordnung und behalten das Kind im Lager, wo es schließlich von SS-Hauptscharführer Zweiling entdeckt wird. Der erkennt im Überleben des Jungen plötzlich die Chance, sich ein menschliches Antlitz zuzulegen, um nach dem unmittelbar bevorstehenden Untergang des Naziregimes seine Haut zu retten. Frank Beyer hat die Geschichte nüchtern und ohne jedes Pathos verfilmt. In einem hochkarätigen Ensemble großer Darsteller verkörpert Armin Mueller-Stahl in einer seiner intensivsten Rollen den Häftling Höfel.

15.12., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Araber im Allgäu"

Seit einem Jahr begleitet "37 Grad" syrische Flüchtlinge in dem Allgäuer Dorf Fischen. Die Gemeinde stellt sich der Herausforderung und zeigt im Kleinen, was Deutschland in Zukunft erwartet. Tine Kugler und Günther Kurth schildern ihrer Dokumentation, was es bedeutet, wenn Flüchtlinge dauerhaft bleiben und zu Kollegen, Nachbarn und Schulkameraden werden. Zu den Männern, die sie vorstellen, gehört auch Muhannad, gelernter Computeringenieur, der endlich als Asylbewerber anerkannt worden ist und nun sein eigenes Geld als Fahrradmechaniker verdient. Jetzt will er nur noch raus aus der Unterkunft und eine eigene Wohnung finden, doch das ist schwieriger als gedacht. Familienvater Ibrahim kann endlich seine Frau und die fünf Kinder aus einem türkischen Flüchtlingscamp zu sich ins Allgäu holen; er hat einen Job als Maler gefunden und muss sich erst noch daran gewöhnen, dass sein Chef eine Frau ist. Amjad ist Palästinenser und lebt seit über zwanzig Jahren im Allgäu; er ist ehrenamtlich als Übersetzer im Dauereinsatz. Und so wirft der Film mit Hilfe der verschiedenen Mitwirkenden einen Blick in die unmittelbare Zukunft: Die Menschen verlassen die Flüchtlingsheime und werden zu Mitbürgern; in der direkten Nachbarschaft, in örtlichen Betrieben und im Alltag der Einheimischen. Das verändert die Gesellschaft, nicht nur in Fischen.

15.12., Arte, 20.15 Uhr: "Mein Kampf. Das gefährliche Buch"

Adolf Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf" ist mit Mythen überfrachtet. Jahrzehntelang war ein Neudruck verboten. Siebzig Jahre nach Hitlers Tod laufen nun die Urheberrechte ab; das Werk könnte ab dem 1. Januar wieder auf dem Markt erscheinen. Hitlers Gedanken würden zu einem ungünstigen Zeitpunkt neue Verbreitung finden: Brandanschläge, rechte Krawalle, Nazi-Schmierereien und Hass-Kommentare gegen geplante oder bestehende Flüchtlingsheime sind derzeit beinahe an der Tagesordnung. In seinem Dokumentarfilm geht Manfred Oldenburg der Frage nach, ob "Mein Kampf" heute noch gefährlich sein kann. Was steht in diesem Buch? Wie ist es entstanden? Wie war seine Rezeptionsgeschichte? Und welche Auswirkungen hat sein Inhalt heute, wo Gewalt und Hass gegen Asylanten alltäglich geworden sind? Dabei wird deutlich, dass die mentalen Anknüpfungspunkte, an die das Buch appelliert, immer noch vorhanden sind: Rechtsextreme, die Asylantenwohnheime in Brand stecken, könnten sich auf Hitler berufen, der vor neunzig Jahren in seinem Machwerk gefährliche Thesen gegen Überfremdung verbreitete.

17.12., WDR Fernsehen, 22.30 Uhr: "Menschen hautnah: Mein Leben für dich"

Die meisten Eltern würden alles tun, um ihr Kind zu retten. Gerade in Zeiten, in denen Fremdorgane immer knapper werden, rücken Lebendspenden mehr in den Vordergrund. Wenn Eltern körperlich in der Lage sind, ist es oft ihr dringlicher Wunsch, ihrem Kind mit einer Organspende zu helfen. Antje Büll hat für ihren Film zwei Familien während ihrer dramatischen Erfahrungen bei einer Lebendspende für das eigene Kind begleitet. Der einjährige Bastian braucht eine Lebertransplantation. Sein Vater entscheidet sich spontan, ihm einen Teil der eigenen Leber zu spenden. Die Eltern haben Angst, dass das Baby die Zeit auf der Warteliste für ein Fremdorgan nicht überleben wird und sind bereit, sich bedingungslos für ihren Sohn einzusetzen. Für Bastians Vater tritt die eigene Gesundheit kompromisslos in den Hintergrund. Die Lebendspende kann Eltern und Kinder auf besondere Weise verbinden. Doch solche Operationen bergen Risiken; nicht nur für das Kind, auch für den Spender. Das zeigt der zweite Fall: Rita B. hat ihrer erwachsenen Tochter eine ihrer Nieren gespendet. Sie wollte ihr damit eine sichere Zukunft ohne Dialyse ermöglichen und sie davor bewahren, dass ihr Körper langsam vergiftet wird. Gerade Nierenpatienten überleben häufig die Wartezeit auf eine Fremdniere nicht. Durch die Organspende trägt die Tochter einen Teil ihrer Mutter in ihrem Körper. Für beide eine faszinierende Vorstellung, aber auch eine emotionale Bindung, die im Laufe der Jahre schwierig werden kann, denn alles verläuft anders als erhofft.

18.12., Arte, 20.15 Uhr: "Glückskind"

Im Grunde ist es eine kleine Geschichte, die Michael Verhoeven mit diesem Film erzählt; aber eine mit ganz großen Emotionen. Ein einsamer Arbeitsloser, der nach einem verpfuschten Dasein bloß noch vor sich hin vegetiert, findet eines Tages im Müllcontainer seines Wohnhauses ein Baby. Kurz entschlossen adoptiert er den wenige Monate alten Säugling und ändert sein Leben von Grund auf. Dass überall nach dem Baby gesucht wird, lässt den Mann kalt; bei ihm ist das Kind eindeutig besser aufgehoben. Ein Problem kann er allerdings nicht ignorieren: Der offenbar geistig labilen Mutter (Alice Dwyer) des Babys droht eine Mordanklage. Die Handlung ist zwar konsequent auf die zentrale Figur zugeschnitten, doch "Glückskind" ist alles andere als ein Ein-Personen-Stück; selbst wenn Herbert Knaup naturgemäß aus dem Ensemble herausragt. Darüber hinaus ist "Glückskind" von einer fast schon vorweihnachtlichen frohen Botschaft geprägt. Aus dem verwahrlosten Einzelgänger wird ein kommunikationsfreudiger Zeitgenosse. Selbst potenzielle Antagonisten wie die Polizisten oder die Frau vom Sozialamt meinen es zumindest nicht schlecht mit ihm. Der Titel des Films mag sich vordergründig auf das Kind beziehen, zumal Scholz ihm den Namen Felizia gibt, aber selbstredend ist er der Hans im Glück. Als er am Ende einsieht, dass es nur eine Möglichkeit gibt, Felizias Mutter vor dem Gefängnis zu bewahren, hat er das Ziel seiner ganz speziellen Heldenreise erreicht und endgültig die Voraussetzung für einen Neuanfang geschaffen.