Rom (epd)Die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils "Nostra aetate" vor 50 Jahren habe "die grundlegende Wertschätzung des Judentums betont", heißt es in einem Dokument, das das Sekretariat für die Beziehungen zum Judentum am Donnerstag in Rom vorstellte. Aus einst sich skeptisch gegenüber stehenden Gemeinschaften seien "verlässliche Partner und sogar gute Freunde geworden", die auch fähig seien, Krisen gemeinsam durchzustehen und Konflikte positiv auszutragen.
Meilenstein im Dialog
Die am 28. Oktober 1965 verabschiedete Vatikan-Erklärung "Nostra aetate" ("In unserer Zeit") war ein Meilenstein im Dialog der römisch-katholischen Kirche mit nichtchristlichen Religionen wie Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam.
Unter Anspielung auf die Kontroverse über die von Papst Benedikt XVI. vor acht Jahren neu gefasste Karfreitagsfürbitte für Juden in der alten lateinischen Messe gesteht das neue Dokument ein, dass der "Dialog in den vergangenen Jahrzehnten nicht immer spannungsfrei" war. Die katholische Kirche sei jedoch durch die Schoah veranlasst worden, ihre Beziehungen zum Judentum zu überdenken, heißt es in dem Dokument, das im Deutschen den Titel trägt: "Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt."
Papst Benedikt XVI. hatte 2007 die auf Latein gehaltene, alte tridentinische Messe wieder freigegeben, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil weitgehend abgeschafft worden war. Die darin enthaltene Karfreitagsfürbitte für die Bekehrung der Juden zum Christentum formulierte er zwar neu, jedoch ohne die daran bestehende Kritik völlig zu entkräften.
Keine Missionsarbeit
Die schriftliche Bilanz von 50 Jahren jüdisch-katholischer Dialog betont ausdrücklich, dass "die katholische Kirche keine spezifische Missionsarbeit, die auf Juden gerichtet ist, kennt und unterstützt". Trotz der prinzipiellen Ablehnung einer institutionellen Judenmission seien Christen dennoch aufgerufen, auch Juden gegenüber Zeugnis von ihrem Glauben abzulegen. In Anbetracht der "großen Tragik der Schoah" sollten sie dies jedoch in einer "demütigen und sensiblen Weise tun, und zwar in Anerkennung dessen, dass die Juden Träger des Wortes Gottes sind".