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Bundesumweltministerin Barbara Hendricks.
Annäherungen beim Weltklimagipfel
Bei der UN-Klimakonferenz in Paris wird es ernst: Ein überarbeiteter Vertragsentwurf liegt vor, die Delegierten stellten sich am Mittwochnachmittag auf eine lange Nacht ein. Bundesumweltministerin Hendricks nannte die Verhandlungen «ermutigend».

Paris (epd)Beim Weltklimagipfel haben sich die Staaten am Mittwoch in mehreren Streitpunkten aufeinander zubewegt. Am Nachmittag legten sie einen bereinigten Entwurf für das Klimaabkommen vor, das am Freitag in Paris verabschiedet werden soll. Drei Viertel aller eckigen Klammern, mit denen offene Optionen im Text markiert werden, seien ausgeräumt worden, erläuterte Konferenzpräsident Laurent Fabius. Laut dem französischen Außenminister gab es unter anderem deutliche Annäherungen bei den geplanten Berichtspflichten zum Klimaschutz-Engagement der Staaten und beim Umgang mit klimabedingten Schäden in armen Länden. Fortschritte seien auch bei der Regelung des Technologietransfers zwischen reichen und armen Ländern zu verzeichnen.

Zu den besonders umstrittenen Punkten zählt laut Fabius weiter das Langfristziel, das die zentrale Säule des Abkommens bilden soll. Dabei steht zur Debatte, den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis Ende des Jahrhunderts (Dekarbonisierung) zu beschließen. An diesem Punkt bremsen vor allem Öl-Staaten wie Saudi-Arabien und Venezuela. Nach den Worten von Fabius gibt es auch noch deutliche Differenzen bei der Finanzierung des Klimaschutzes in armen Ländern und in der Frage nach den unterschiedlichen Pflichten für Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer.

Hendricks zufrieden mit Verhandlungen

Von vornherein klar war, dass es keine verbindlichen nationalen Ziele zur Minderung von Treibhausgasen in einzelnen Ländern geben soll. Stattdessen hatten im Vorlauf zum Gipfel rund 185 Staaten freiwillige Selbstverpflichtungen vorgelegt.

Fabius betonte, dass "nichts vereinbart ist, bevor alles vereinbart ist". Den Entwurf bezeichnete er als "Karte der Fortschritte und offenen Fragen". Am Abend wollten die Umweltminister im Plenum über den Text beraten. Die Delegierten stellten sich auf eine lange Nacht ein.

Zuvor hatte sich Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) zufrieden mit dem Verlauf der Verhandlungen geäußert. Die Gespräche zwischen den Ministern bezeichnete sie am frühen Mittwochnachmittag als "ermutigend". Alle Parteien seien mit dem Verhandlungsmodus einverstanden. "Eine solche Situation hat es bislang nicht gegeben", sagte sie mit Blick auf vergangene Konferenzen, bei denen es immer wieder Streit um die Geschäftsordnung gab und einzelne Staaten eine mangelnde Einbindung kritisiert hatten.

Die Verhandlungsführung durch Frankreichs Außenminister Fabius lobte Hendricks als "glänzend". Seit Anfang der Woche lässt Fabius eine Gruppe von Moderatoren nach Kompromissen in den verschiedenen Verhandlungsfeldern suchen.

Vatikan will Klimarahmenkonvention unterzeichnen

Die USA kündigten auf dem Gipfel eine Verdopplung ihrer Mittel für die Anpassung an den Temperaturanstieg in armen Staaten an. Die Summe soll bis 2020 von derzeit jährlich 400 Millionen Dollar auf 800 Millionen Dollar steigen.

Der Vatikan will als 196. Staat die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen unterzeichnen. Derzeit würden die Unterlagen für einen Beitritt zur Konvention vorbereitet, sagte der ständige Vertreter des Heiligen Stuhls bei den UN, Bernadito Auza, der "tageszeitung" (Online-Ausgabe vom Mittwoch) in Paris.

Die Formalitäten für die Anmeldung sollten bis Anfang 2016 erledigt sein, fügte Auza hinzu. Das Ziel sei, "im April den Klimavertrag von Paris unterschreiben zu können". Die Initiative dazu sei von Papst Franziskus ausgegangen. Um dem Vertrag beizutreten, müsse der Vatikanstaat aber drei Monate vorher die Klimarahmenkonvention unterzeichnet haben.