Rom (epd)In einer symbolischen Handlung öffnete Papst Franziskus die Heilige Pforte des Petersdoms, die zwischen den Heiligen Jahren verschlossen und zugemauert ist. "Durch diese Pforte einzutreten bedeutet, die Tiefe der Barmherzigkeit des Vaters zu entdecken, der alle aufnimmt und jedem persönlich entgegengeht", sagte das katholische Kirchenoberhaupt in seiner Predigt vor Zehntausenden Pilgern.
Barmherzigkeit im Fokus
Als erste durchschritten Franziskus und sein emeritierter Vorgänger Benedikt XVI. die Heilige Pforte. Sie bleibt bis zum Ende des Heiligen Jahres am 20. November 2016 geöffnet. Wer der Bestrafung von Sünden Vorrang vor barmherziger Vergebung einräume, tue Gott Unrecht, sagte Franziskus in dem Gottesdienst. "In jedem Fall wird das Gericht Gottes immer im Licht seiner Barmherzigkeit stehen."
Traditionell gibt es in der katholischen Kirche Heilige Jahre alle 25 Jahre, zuletzt 2000 zur Jahrtausendwende. Mit dem im März ausgerufenen außerordentlichen Jubiläumsjahr rückt Franziskus Barmherzigkeit in den Mittelpunkt. Erstmals gibt es Heilige Pforten in allen Diözesen weltweit.
Wer die Heilige Pforte in Verbindung mit Beichte, Eucharistie und konkreten Zeichen der Buße durchschreitet, erhält nach katholischem Verständnis einen Erlass der zeitlichen Sündenstrafen. Genau ein halbes Jahrhundert nach Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) erinnerte der Papst an die "andere Pforte", die die Konzilsväter vor 50 Jahren zur Welt hin aufgestoßen hätten.
Höchste Sicherheitsstufe
Das Konzil habe vor allem durch die Begegnung zwischen der Kirche und den "Menschen unserer Zeit" einen Fortschritt im Glauben bewirkt. Die Reformversammlung habe die Kirche dazu gedrängt, "aus der Dürre" herauszufinden, in der sie sich viele Jahre verschlossen gehalten habe. Damit habe sie sich auf den Weg zu den Menschen gemacht, um "auf jeden Menschen dort zuzugehen, wo er lebt, in seiner Stadt, seinem Haus, am Arbeitsplatz".
In Rom gilt zur Eröffnung des Heiligen Jahres wenige Wochen nach den Terroranschlägen von Paris die höchste Sicherheitsstufe. Rund 2.000 Polizisten und Soldaten bewachten am Dienstag mögliche Anschlagsziele rund um den Vatikan und das Kolosseum sowie sämtliche U-Bahn-Stationen. Scharfschützen standen auf den Dächern rund um den Petersplatz. Dort wurden Pilger an zusätzlichen Metalldetektoren kontrolliert. Der römische Präfekt Franco Gabrieli hatte für das gesamte Stadtgebiet ein Flugverbot verhängt.