Welchen Beruf üben Sie aus und worin besteht Ihre Beschäftigung hauptsächlich?
Angelika Nielsen: Ich hab Sparkassenkauffrau gelernt. Seit über 30 Jahren arbeite ich in einer Baumschule und verkaufe Pflanzen an Kunden hier vor Ort und auch übers Internet.
Wieviel Zeit in Prozent verbringen Sie mit Warten bei Ihrer Beschäftigung?
Nielsen: Das ist unterschiedliches Warten… 10-20 Prozent.
Wie oft warten Sie?
Nielsen: Täglich.
Warum muss das so sein in einer Baumschule?
Nielsen: Weil Pflanzen einem bestimmten Rhythmus folgen und man nicht einfach sagen kann: "So, jetzt" - und die Pflanze ist noch gar nicht so weit. Oder eben, weil Kunden sich noch nicht entscheiden können.
Nielsen: Auf Kunden warte ich auch manchmal, ja. Zum Beispiel, wenn ein Kunde eine bestimmte Pflanze angefragt hat, ob die da ist, und wir schicken eine Antwort: "Die ist da, die gibt es", vielleicht sogar mit Foto. Dann dauert es manchmal etwas länger, bis er wieder antwortet, möchte dann aber die Pflanze sofort haben.
Wer oder was bestimmt, wie lange Sie warten? Wie begrenzen Sie es?
Nielsen: Zum einen bestimmt die Natur, wie lange ich warte. Wenn ich auf einen Kunden warte, dann begrenze ich das, indem ich einen Termin nenne, wann er die Pflanze abholen soll oder bis wann er sich gemeldet haben muss.
Würden Sie das Warten gerne verkürzen, wenn Sie könnten – oder gerade nicht?
Nielsen: Das Warten auf die Pflanzen würde ich nicht verkürzen. Ich möchte ja, dass sie eine gute Qualität haben und so aussehen, dass die Kunden zufrieden sind. Bei den Kunden möchte ich manchmal gerne, dass es etwas schneller geht.
Beim Warten: Vertreiben Sie (sich) die Zeit – oder nutzen Sie sie?
Nielsen: Ich nutze sie. Ich hab genügend andere Arbeit.
Lohnt es sich?
Nielsen: Immer.
Worauf kommt es an, damit Sie das Gefühl haben, Sie warten nicht umsonst?
Nielsen: Bei den Pflanzen kommt es darauf an, dass durch diese Wartezeit, die ja vorbestimmt ist, ein besseres Ergebnis herauskommt. Ich erhalte also eine schönere, bessere Pflanze, als wenn ich ungeduldig bin.
Kann das Warten schief gehen?
Nielsen: Natürlich, wenn das Wetter nicht mitspielt. Dann dauert es länger.
Oder Sie ernten aus Versehen zu früh?
Nielsen: Dann kann es sein, dass der Kunde ärgerlich ist. Wenn wir sagen: "Ach, wir schicken das schonmal 'ne Woche früher raus, als es eigentlich fertig ist", dann kann es sein, dass der Kunde sagt: "Oh, die Pflanzen sind viel zu klein und wachsen nicht schön."
"Manche Pflanzen sind zum Beispiel im Mai noch ganz klein, im Juli oder August sehen sie schon ganz anders aus"
Welche Eigenschaft ist am wichtigsten, um erfolgreich warten zu können?
Nielsen: Das Wissen um das bessere Ergebnis.
Gibt es auch noch eine persönliche Eigenschaft?
Nielsen: Gelassenheit. Man kann es eh nicht beschleunigen.
Lassen Sie auch andere warten?
Nielsen: Ja, das kommt auch vor, wenn ich einen Termin habe, aber durch Kunden am Telefon oder hier vor Ort länger als erwartet aufgehalten werde. Dann kann es sein, dass ich jemand anderes warten lasse.
Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die "Erwartung" beim Warten?
Nielsen: Ich denke, eine sehr große: Dass ich was Bestimmtes bekomme, wenn ich länger warte. Manche Pflanzen sind zum Beispiel im Mai noch ganz klein, im Juli oder August sehen sie schon ganz anders aus und im September noch anders. Man kann das Warten praktisch beobachten.
Welche Pflanzen wachsen am schnellsten?
Nielsen: Stauden oder Heidepflanzen. Die werden innerhalb einer Saison – also vom Frühjahr zum Herbst – fertig.