epd-bild/ Joern Neumann
Teilnehmer des Nikolausseminars der Katholischen Jugend in Köln.
Mehr als Rauschebart und Mitra
Katholische Jugend gibt Tipps für Nikolausdarsteller
Am Sonntag ist Nikolaustag. In der Kölner Nikolaus-Schule des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend werden Nikolaus-Darsteller ausgebildet. Sie sollen auch als Brückenbauer in Flüchtlingsheimen auftreten.
04.12.2015
epd
Barbara Driessen (epd)

Köln (epd)Harry Flickas Kindheitserinnerungen an den Nikolaus sind traumatisch: "Er kam mit dem Knecht Ruprecht rein, aus dessen Sack ein paar 'Kinderbeine' heraushingen", erinnert sich der Rentner (67) aus Dinslaken. Dann habe der Ruprecht ihn und seine vier Geschwister so verprügelt, dass sie anschließend rote Striemen an den Beinen hatten. "Damals war ich gerade sechs Jahre alt", erzählt er. Seit 36 Jahren spielt Flicka nun selbst den Nikolaus, "aber einen ganz anderen", betont er. Er ist nach Köln gekommen, um an einer eintägigen Nikolaus-Schulung des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend teilzunehmen.

"In der Nikolaus-Schule geht es uns darum, Menschen fitzumachen, um den Nikolaus in Schulen, Kindergärten, Flüchtlings- oder Altersheimen darzustellen", sagte Stefan Lesting, Nikolaus-Koordinator der Katholischen Jugend. "Der Nikolaus hat eine Vorbildfunktion. Er hat gesagt: 'Ich sehe Not und handle.'" Das dürfe nicht verloren gehen, meint Lesting.

Glauben vermitteln, ohne sich aufzudrängen

Harry Flicka, der mit seinem weißen Bart auch unverkleidet ganz nikoläusig aussieht, ist schon ein erfahrener Alt-Nikolaus. Doch mit Hilfe des Seminars möchte er jetzt gern noch ein paar Fragen für sich klären: "Etwa, wie ich den Glauben dahinter vermitteln kann, ohne mich aufzudrängen."

Horst-Lothar Sieben, ebenfalls Teilnehmer des Seminars, absolviert jeden Dezember an die 50 Nikolausauftritte, in Kindergärten, Schulen und Altersheimen. Der Rentner sieht es als seine Aufgabe an, "Menschen eine Freude zu bereiten."

Aber auch Neulinge sind in der Nikolausschule dabei, etwa Bernd Wagner-Ost (56) aus Köln, dem noch "der christliche Input fehlt". Die insgesamt 55 überwiegend männlichen Teilnehmer erhalten - in zwei Arbeitsgruppen aufgeteilt - Informationen rund um die historische Figur und die bekanntesten Nikolaus-Legenden.

Probe-Ankleiden gehört dazu

Referentin Britta Völkner erzählt, dass der heilige Mann um 270 n. Chr. in Patara in Lykien in der heutigen Türkei geboren und bereits mit 19 Jahren zum Priester geweiht wurde. "Das ist eigentlich unvorstellbar heute - aber früher wurden die Leute natürlich auch nicht so alt", sagt sie.

Die Teilnehmer lernen, wie man Nikolauslegenden kindgerecht erzählt, etwa die, in der der heilige Mann nachts heimlich Goldklumpen durchs Fenster wirft, um die drei Töchter eines verarmten Mannes vor der Prostitution zu bewahren. Nikolaus von Myra soll die Menschen in Lykien auch vor einer Hungersnot bewahrt und Schiffen in Seenot geholfen haben.

Aber auch praktische Tipps zum Auftritt mit Bischofsgewand, Stab und Mitra sowie ein Probe-Ankleiden gehören in der Nikolaus-Schule dazu. Seit 2011 findet sie jedes Jahr in Köln statt, dieses Jahr auch in München-Freising. Erstmals gab der Katholische Jugendbund nun außerdem ein begleitendes "Nikolaus-Handbuch" heraus, das sich mit Tipps und Fakten an Nikolausdarsteller und andere Menschen richtet, die die Nikolaustradition weitergeben möchten.

"Der Nikolaus ist ein Brückenbauer"

Großes Thema unter den Teilnehmern in diesem Jahr ist der Umgang mit Flüchtlingen: Soll der Nikolaus in Flüchtlingsheime gehen, kann er als Integrationsfigur dienen oder ist das eher unpassend bei einem rein muslimischen Publikum? "Der Nikolaus ist ein Brückenbauer, etwa zu den Ländern, aus denen jetzt die Flüchtlinge zu uns kommen", sagt Stefan Lesting.

Sie hätten bereits einige Anfragen aus Flüchtlingsheimen bekommen mit der Bitte, einen ihrer Nikoläuse hinzuschicken, erzählt er: "Uns geht es dabei nicht um Mission, sondern einfach darum, diesen Menschen eine schöne Stunde zu schenken."

"Alle Menschen sind für schöne Momente empfänglich", sagt auch Nikolausdarsteller Harry Flicka. Er wisse aus eigener Erfahrung, dass viele muslimische Kinder den Nikolaus gut kennen und auch die Nikolauslegende oft wiedergeben könnten. Die Kinder wüssten alle, dass der Nikolaus aus einem muslimischen Land stamme, nämlich der Türkei, sagt er: "Sie sind stolz darauf."