ARD räumt Fehler bei ESC-Nominierung von Xavier Naidoo ein
Die ARD hat Fehler bei der inzwischen zurückgenommenen Nominierung von Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest (ESC) eingeräumt.

Hamburg (epd)Es habe von Seiten des Norddeutschen Rundfunks (NDR) Mängel in der Kommunikation gegeben, sagte der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor am Mittwoch nach einer Tagung der ARD-Intendanten in Hamburg. Man habe die Wucht der Reaktionen aus den Medien und sozialen Netzwerken unterschätzt. Personelle Konsequenzen seien aber nicht geplant. Der deutsche Beitrag beim ESC werde nun aller Voraussicht nach in einem Song-Wettbewerb mit Publikumsbeteiligung bestimmt.

Gegen Juden und Homosexuelle

Der NDR hatte am 19. November die Direktnominierung Naidoos für Stockholm bekanntgegeben. Nach einer Protestwelle nahm der Sender die Entscheidung am Samstag wieder zurück. Naidoo wird vorgeworfen, in Liedern gegen Juden und Homosexuelle zu hetzen. Auch ein Auftritt bei der Vereinigung "Reichsbürger", die im Visier des Verfassungsschutzes steht, wird ihm zur Last gelegt.

Der ESC sei ein "fröhliches Event", bei dem Völkerverständigung im Vordergrund stehe, sagte Marmor. Die ARD wolle nicht, dass der ESC von einer Diskussion um den Sänger überlagert werde. Er räumte ein, dass die ARD "kein gutes Bild" abgegeben habe.

Mögliche Schadenersatzforderungen

NDR-Fernsehdirektor Frank Beckmann sagte, es gebe keinen schriftlichen Vertrag mit Naidoos Management. Es habe lediglich mündliche Vorabsprachen gegeben. Ob diese rechtsgültig seien, müsse juristisch geklärt werden. Dies gelte auch für mögliche Schadenersatzforderungen des Sängers.

Zum Jahresende gibt NDR-Intendant Marmor sein Amt als ARD-Vorsitzender ab. Nachfolgerin als ARD-Vorsitzende wird Anfang 2016 MDR-Intendantin Karola Wille. Marmor hatte das Amt drei Jahre lang inne.