Genf (epd)Rund 15,8 Millionen HIV-Infizierte könnten sich inzwischen einer lebensverlängernden Therapie unterziehen, teilte das Hilfsprogramm UNAIDS am Dienstag in Genf mit. Vor fünf Jahren seien es 7,5 Millionen gewesen. Im Jahr 2005 hätten 2,2 Millionen Aids-Kranke die lebensverlängernden Medikamente erhalten. UNAIDS-Exekutiv-Direktor Michel Sidibé sprach von "außergewöhnlichen Fortschritten". Die Menschheit könnte den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit bis 2030 gewinnen. Laut UN-Schätzungen tragen weltweit knapp 37 Millionen Menschen das HI-Virus in sich.
Vermehrung der Viren hemmen
Sidibé räumte ein, dass Millionen von HIV-Positiven der Zugang zu den sogenannten antiretroviralen Therapien verwehrt bleibe. Mehr als 17 Millionen Infizierte wüssten zudem nicht, dass sie das Virus in sich tragen. 2014 wurden der Organisation zufolge mehr als 20 Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen Aids in armen Ländern investiert. Die benötigte Summe werde jedoch im Jahr 2020 die Marke von 31 Milliarden US-Dollar übersteigen.
"Ärzte ohne Grenzen" begrüßte die Fortschritte. Gleichzeitig rief die Hilfsorganisation die Politik auf, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geänderten Behandlungsrichtlinien zur Aids-Bekämpfung rasch umzusetzen. Die neuen Richtlinien sehen eine unmittelbare Behandlung nach einer positiven HIV-Diagnose vor. Bislang werde eine Therapie meist erst bei einer deutlichen Schwächung des Immunsystems begonnen, erklärte Ärzte ohne Grenzen.
Antiretrovirale Medikamente können Aids zwar nicht heilen, aber die Vermehrung der Viren hemmen, der Körper kann wieder mehr Abwehrzellen produzieren. Auf diese Weise können die Medikamente das Leben der Infizierten um Jahre und Jahrzehnte verlängern.
Südlich der Sahara
Von den knapp 37 Millionen HIV-infizierten Menschen weltweit leben fast 26 Millionen in den Ländern Afrikas südlich der Sahara. Etwa zwei Millionen Menschen steckten sich im vergangenen Jahr mit dem Virus an, 1,2 Millionen Aids-Infizierte erlagen der Krankheit. Seit 2000 starben mehr als 25 Millionen Menschen an den Folgen von Aids.