Hilfsorganisation sieht Chancen für friedliche Entwicklung in Syrien
Trotz islamistischen Terrors und der Bombenangriffe des Assad-Regimes gibt es Experten zufolge aufgrund des zivilen Engagements auch Hoffnung auf einen Frieden in Syrien.
24.11.2015
epd
Dieter Sell (epd-Gespräch)

Bremen, Leipzig (epd)Vielerorts gebe es nicht nur Diktatur oder Islamismus, sagte der Geschäftsführer der deutschen Hilfsorganisation "Adopt a Revolution", Ferdinand Dürr (35), dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Es gibt viele Graustufen, ein Krieg findet nie überall gleichzeitig statt." Die Organisation mit Hauptsitz in Leipzig unterstützt seit Ende 2011 zivilgesellschaftliche Initiativen in Syrien.

"Arbeit im Verborgenen"

Für diese Arbeit bekommt "Adopt a Revolution" am Freitag den "Bremer Friedenspreis" der Stiftung "Die Schwelle". In Syrien gebe es Freiräume, an denen zivilgesellschaftliche Arbeit möglich sei, sagte der Politologe und Physiker Dürr. Dort arbeiteten Leute daran, Perspektiven aufzubauen für die Menschen, die nicht flüchteten. "Und die damit den Samen säen für eine zukünftige syrische Gesellschaft. Das ist oft eine Arbeit im Verborgenen."

Derzeit kooperiert "Adopt a Revolution" mit 21 Projekten und mehr als 40 zivilen Gruppen. Darunter sind Initiativen, die eine kommunale Verwaltung, Schulen oder Kindergärten aufbauen. Sie knüpften an die tolerante Tradition der syrischen Gesellschaft an, betonte Dürr. "Die Aktivisten sagen: Religion bleibt erst mal Privatsache. Wir können unsere Gesellschaft am besten zusammenhalten, wenn wir im öffentlichen Raum auf Religion verzichten."

Werte, die Europa teilt

Um Projekte dieser Art zu unterstützen, hat "Adopt a Revolution" Patenschaften aufgebaut von Menschen in Deutschland, die bereit sind, Aktivisten in Syrien mit Spenden zu unterstützen. "Eine Zivilgesellschaft hier, für eine Zivilgesellschaft dort", betonte Dürr und fügte hinzu: "Gleichzeitig möchten wir den Menschen in Deutschland zeigen, dass dieser Aufstand auf Werten beruht, die Europa teilt: Freiheit, Demokratie, Menschenrechte."

Wenn die syrische Gesellschaft zusammenwachsen solle, seien zivilgesellschaftlichen Kräfte zentral, um einen Versöhnungsprozess voranzubringen. "Sie sorgen dafür, das Syrer eine Zukunft in ihrem Land haben." Der Bremer Friedenspreis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und wird zu gleichen Teilen an drei Organisationen verliehen. Neben "Adopt a Revolution" werden der somalische Blogger Farah Abdullahi Abdi und die irische Mediatorin Mary Montague ausgezeichnet.