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Schaufelradbagger im Braunkohletagebau.
Vor Klima-Gipfel: Weltweiter Kohle- und Ölausstieg gefordert
Wenige Tage vor Beginn der UN-Weltklimakonferenz in Paris machen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen Druck. Von der Konferenz müsse ein deutliches Zeichen an die Welt ausgehen. Klimapolitik sei auch aktive Friedenspolitik.

Berlin (epd)Von der Ende November beginnenden UN-Klimakonferenz in Paris fordern die deutschen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen verbindliche Absprachen der Staatengemeinschaft zum Stopp der Erderwärmung. "Unser Wunsch ist, dass die Konferenz mit einem deutlichen Zeichen an die Welt endet", sagte die Sprecherin der Klima-Allianz, Regine Günther, am Freitag in Berlin. Notwendig sei eine stärkere Kooperation zwischen den Staaten, um die globalen Emissionen zu senken.

"Unser Handeln in den nächsten zehn Jahren prägt das globale Klima der kommenden 100 Jahre", sagte der stellvertretende Vorsitzende des entwicklungspolitischen Verbandes Venro, Klaus Seitz. Paris könne dafür die Weichen stellen.

Klimawandel als Armutsfalle

In einem gemeinsamen Positionspapier fordern Klima-Allianz und Venro die sogenannte Dekarbonisierung - den weltweiten verbindlichen Ausstieg aus der Kohle- und Ölförderung, eine stärkere Unterstützung der vom Klimawandel betroffenen Länder sowie eine Verschärfung der Emissionsziele alle fünf Jahre. An die Bundesregierung appellieren sie, die Energiewende zügig umzusetzen und den Ausstieg aus der Kohleförderung zu beschleunigen.

Für Milliarden Menschen weltweit werde der Klimawandel zu Armutsfalle, warnte Seitz, der seit 2012 bei der evangelischen Entwicklungsorganisationen "Brot für die Welt" die Politikabteilung leitet. Allein in den vergangenen fünf Jahren hätten 140 Millionen Menschen wegen zunehmenden Dürren oder Überschwemmungen ihre Heimat verlassen müssen. Bis 2050 werde mit weiteren 400 Millionen Klimaflüchtlingen gerechnet. Diese Entwicklung werde auch Europa zu spüren bekommen, sagte Seitz. "Bei der Bekämpfung des Klimawandels geht es nicht um einzelne nationale Interessen, sondern um eine globale Aufgabe."

In den Fokus von Paris gehörten deshalb besonders die "verletzlichen Länder", sagte der Entwicklungsexperte. Das sind Länder wie die Inselstaaten im Pazifik oder der Subsahara und Afrika, die zwar nicht Verursacher des Klimawandels sind, aber besonders an den Folgen leiden. "Diese brauchen die Solidarität und Unterstützung des Nordens bei der Anpassung an den Klimawandel", betonte Seitz. In vielen Fällen untergrabe dieser dort jeglichen ökonomischen und sozialen Fortschritt. Bislang böten die Industriestaaten diesen Ländern zu wenig an.

Klimakonferenz könnte zu Friedenskonferenz werden

Für Klima-Allianz-Sprecherin Regine Günther kann die Pariser Konferenz auch zu einer Friedenskonferenz werden, wenn sich die Staaten auf verbindliche Maßnahmen festlegen. Für eine friedliches Umfeld und Gemeinwesen sei das Klima mittlerweile ein zentraler Punkt. Im schlimmsten Fall komme in Paris gar kein Abkommen zustande, viel erreicht wäre, wenn sich alle Staaten in der Pflicht sehen und dem endgültigen Abschied von den fossilen Energien zustimmen, sagte Günther, die auch Leiterin des Fachbereichs Politik und Klimaschutz beim WWF ist.

Rund um den Erdball wollen am ersten Adventssonntag (29. November) Nichtregierungsorganisationen für eine aktive Klimapolitik demonstrieren. Allein in Berlin werden an diesem Tag Tausende Menschen zu einem Global Climate March erwartet, kündigten unter anderem der Naturschutzbund, Oxfam, Greenpeace und Campact an. Die geplante Großdemonstration in Paris wurde wegen der Terroranschläge aus Sicherheitsgründen abgesagt.